Nach einer mehrstündigen Suchaktion fanden die Bergretter in der Nacht auf gestern auf der Rax eine abgängige Studentin – müde, aber unverletzt. Die junge Frau war erst am Nachmittag aufgestiegen und hatte mit einbrechender Dunkelheit die Orientierung verloren. Für die Bergretter war es der zehnte Einsatz in nur von 14 Tagen im Gebiet Rax-Schneeberg: „In der Hälfte der Fälle mussten wir erschöpfte bzw. überforderte Personen von Wanderwegen und Forststraßen abholen.“
Das bestätigt auch Albert Prugger. Er ist Flugretter beim Öamtc und ist als solcher regelmäßig im Einsatz, um Wanderer aus Bergnot zu retten. Vor allem Anfänger gibt er daher Tipps mit auf den Weg:
Die Tour
Sie beginnt mit einer guten Planung. „Wanderwege sollten im Vorhinein genau studiert und dann nicht mehr verlassen werden“, rät Prugger. Wanderkarten sollten zudem offline verfügbar sein, da es am Berg nicht überall Internetverbindung gibt. Und: Bei Gruppenwanderungen die Strecke und das Tempo immer an die Schwächsten angepasst sein.
Die Ausdauer
Am Beginn sollen immer einfachere und kürzere Touren stehen. „Naturfreunde“ und „Alpenverein“ bieten zudem Kurse an, bei denen man mehr übers Wandern lernen kann, rät Enrico Radaelli von der steirischen Bergrettung.
Die Ausrüstung
Gutes Schuhwerk, mit dem man trittsicher vorankommt, ist Pflicht. Jacke, Handschuhe und Haube, weil das Wetter in den Bergen schnell umschlagen kann. Prugger rät außerdem zu einem Biwak. Diese schlafsackartige Hülle schützt vor Wind und Regen und hält warm. Nicht vergessen sollte man ebenso auf Regenjacke oder noch besser Poncho (da unter diesem auch der Rucksack trocken bleibt). An heißen Tagen wie jetzt gerade sind wiederum Sonnencreme und Sonnenhut immens wichtig. Plus: genügend zum Trinken und jedenfalls Müsliriegel zur Stärkung. Ein Erste-Hilfe-Set für die Erstversorgung, sollte es zu einer Verletzung kommen. Und eine Powerbank, um immer genug Akku zu haben, falls tatsächlich ein Notruf abgesetzt werden muss. Dabei soll das Gewicht des Wanderrucksacks nie 25 Prozent des Eigengewichts überschreiten.
Die "Alpine Parkuhr"
Eine neu kreierte „Uhr“ will nun mithelfen, das Auffinden von abgängigen Wanderern und Bergsteigern zu erleichtern. Äußerlich ist die „alpine Parkuhr“ an eine herkömmliche Parkuhr angelehnt. Wer zu einer Wanderung aufbricht, kann diese auf dem Parkplatz gut sichtbar hinter die Windschutzscheibe seines Autos legen. Auf dem Stück Karton lässt sich anzeigen, an welchem Tag und zu welcher Uhrzeit man spätestens zurück beim Auto sein will. Handynummer und das Ziel der alpinen Unternehmung sollten ebenso unbedingt angegeben werden. Bei einer längeren, mehrtägigen Wanderung sollen idealerweise auch die einzelnen Etappen schriftlich aufgeführt sein. Die speziellen Parkuhren können über den Österreichischen Alpenverein und die Bergsteigerdörfer (Liste siehe www.bergsteigerdoerfer.org) bezogen werden.
Das Wetter
Ein Blick auf die Wetter-App allein reicht nicht. Am besten informiert man sich bei einem der großen Wetterdienste und zusätzlich auf Onlinediensten wie „Bergfex“. Diese geben einen guten Überblick über die momentane Wetterlage auf den Gipfeln. Hüttenwirte sind meist ebenso kompetente Auskunftspersonen. Droht ein Unwetter, sollte man in keinem Fall ein Risiko eingehen und die Tour verschieben.
Das Weidevieh
Vorsicht walten lassen sollte man übrigens auch, wenn Weidetiere auf der Alm sind. Erst am Sonntag wurde eine Wanderin in Niederösterreich von einer Kuh verletzt. Jene war ihrem Kalb zu nahe gekommen. Zu den Tieren immer so gut wie möglich Abstand halten bzw. schnell, aber ruhig aus dem Weg gehen. Hunde dürfen nur an der kurzen Leine mitgeführt werden. „Falls eine Kuh versucht, sein Kalb zu verteidigen, sollten die Hunde aber von der Leine gelassen werden“, erläutert Bergretter Prugger.
Der Notfall
Sollte ein Notfall eintreten, sind die Bergretter dauerhaft unter dem Alpinnotruf 140 erreichbar. Wer selbst verschuldet in Bergnot gerät, dem kann dies allerdings teuer zu stehen kommen. Erst Anfang Juni musste eine 99-köpfige Schülergruppe aus Deutschland und ihre Lehrer im Kleinwalsertal gerettet werden. Wenige Tage später flatterte dafür der Schule eine Rechnung über 18.000 Euro ins Haus.
Teresa Freißmuth