Die Alpengletscher schmelzen dahin, in den Tälern werden Dürrephasen wie auch schwere Unwetter häufiger, die Vegetation verändert sich rapide: Der Klimawandel schlägt sich in Österreich deutlich nieder, das Land entlässt indes immer noch jährlich knapp 80 Millionen Tonnen Treibhausgase in die Atmosphäre. Wie kann Österreich es schaffen, dem Kreislauf zu entrinnen und bis 2040 tatsächlich klimaneutral zu werden, welche Probleme wird die weitere Erhitzung schaffen und wie kann man sich an die veränderten Bedingungen anpassen? Mehr als 120 Forscherinnen und Forscher unterschiedlicher Fachbereiche arbeiten seit dieser Woche an einem umfassenden Sachstandsbericht, der diesen Fragen in den kommenden drei Jahren auf den Grund geht.

Vorbild für das Projekt sind die Klimaberichte des Weltklimarats IPCC. "Wir versuchen, dieses breite Wissen auf Österreich herunterzubrechen", erläuterte Projektleiterin Margreth Keiler vom Institut für Geografie der Uni Innsbruck am Rande des ersten Arbeitstreffens der Autorinnen und Autoren in der Tiroler Landeshauptstadt. Ein erster derartiger Bericht wurde bereits 2014 erstellt, inzwischen seien aber bessere Daten und Methoden verfügbar. Mit deren Hilfe können die Forscherinnen und Forscher auch genauer auf die Folgen für Österreich eingehen, falls die Pariser Klimaziele nicht erreicht werden. "Wir wollen aber auch die Pfade aufzeigen, anhand derer die Transformation zur Klimaneutralität in Österreich gelingen kann", sagt Harald Rieder vom Institut für Meteorologie und Klimatologie der Boku Wien und einer der Leitautoren des Berichts.

Neuer "Goldstandard" für Entscheidungen

Fertig sein soll der Sachstandsbericht, der über den Klima- und Energiefonds (KLIEN) mit knapp zwei Millionen Euro finanziert wird, Mitte 2025. Er soll der Politik in weiterer Folge als wissenschaftliche Grundlage dienen. "Es wird eine Art Goldstandard für die faktenbasierte Entscheidungsfindung im Land", sagt Gernot Wörther, Programmmanager beim KLIEN. Grund, klimapolitische Entscheidungen nun bis zum Vorliegen des Papiers aufzuschieben, gebe es allerdings keinen, warnen die beiden Leitautoren Daniel Huppmann und Keywan Riahi vom Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg. "Es gibt klimapolitisch noch genügend low hanging fruits zu ernten, zum Warten fehlt uns die Zeit", sagt Huppmann.