"Das Einzige, was gegen die Natur geht, ist Ananas auf einer Pizza." Mit diesem Spruch auf einem Plakat eröffnete die Führungsgruppe die 26. Regenbogenparade der "Vienna Pride", bekanntlich der fulminante Höhepunkt des "Pride Month", in dem die LGBTIQ+-Community auf sich und Akzeptanz, Respekt und gleiche Rechte aufmerksam macht. Nach einem Jahr Coronapause und dem "abgespeckten" Programm ohne Fahrzeuge im Vorjahr ist die "Pride" heuer wieder im vollen Umfang zurück - mit über 250.000 Teilnehmern. "Das bedeutet uns unglaublich viel, es ist dieser eine Tag im Jahr, wo wir für unsere Rechte kämpfen und uns zeigen können. Eigentlich sollte es das ganze Jahr so sein", sagt Mona aus Wien.

Und es ist merklich ein Tag der Erleichterung, der Lockerheit, Liebe liegt in der Wiener Innenstadt in der Luft. Und zugegebenermaßen eine klar definierbare Biernote. Aber das muss wohl auch so sein. Bei aller Ernsthaftigkeit und Bedeutung dieses Themas kommen an diesem Tag Party und Spaß nicht zu kurz. "Es wird hier auch ordentlich gefeiert, zunächst bei der Parade und danach bei der After-Show-Party. Ich habe gleich 30 Freunde und Bekannte mitgebracht und wir werden einen tollen Tag erleben", sagt der Wiener Dominik.

Aus den verschiedensten europäischen Ländern sind die "Pride"-Teilnehmer angereist, selbstverständlich auch aus den einzelnen Bundesländern. "Es ist einfach schön, hier sind wir alle zusammen und alle gleich. Alle sind locker drauf und vernetzen sich, du triffst einfach Leute, denen du sonst wohl nie begegnen würdest, und schließt Freundschaften, die über die Grenzen hinweg halten", erklärt die Wienerin Marie. "Aus allen Ecken Österreichs sind wir angereist, um hier gemeinsam eine gute Zeit zu haben. Man fühlt sich hier einfach wie zu Hause, alle sind so, wie du auch bist, das gibt uns allen ein einzigartiges Gefühl", ist sich eine Gruppe an Teilnehmern einig.

Ausgefallene Kostüme und ausgelassene Menschen

Auf der "Pride" gibt es auch nichts, was es nicht gibt. Auch Polterrunden. "Dieses Abenteuer habe ich meinen Mädels zu verdanken, die haben mich hierher entführt. Auf der 'Pride' zu poltern, ist etwas ganz Besonderes und ein starkes Zeichen für Miteinander und Toleranz", sagt eine werdende Braut aus Oberösterreich.

Zur Regenbogenparade gehören nicht nur lebensfrohe Menschen, sondern auch ihre ausgefallenen Kostüme. Florian aus Salzburg hat für diesen sommerlichen Tag ein Weihnachtsmannkostüm gewählt und ist am Rathausplatz der Fotomagnet schlechthin: "Ich liebe es einfach, Santa Claus zu sein. Und es soll jeder so sein, wie er will, wie er sich fühlt. Das zelebrieren hier alle Teilnehmer. Ich habe mir extra Urlaub genommen, um nach Wien zu kommen und hier mit meinen queeren Freunden zu feiern."

Gefeiert wird wahrlich in der Bundeshauptstadt bis in die frühen Morgenstunden des Sonntags. Und das ganz nach der Marschroute des Wiener Bürgermeisters Michael Ludwig, der noch einmal verdeutlichte: "In Wien gibt es keinen Platz für Hass und Ausgrenzung. Dafür setzen wir ein starkes Zeichen."

Gegendemonstration und Vorfall mit Polizei

Während die Vielfalt von der klaren Mehrheit gefeiert wurde, machten sich aber auch wieder einige Gegner bemerkbar. Der "Marsch für die Familie" zog als Gegendemonstration zur "Pride" mit rund 200 Teilnehmern ebenfalls durch Wiens Innenstadt.

Am Stephansplatz kam es zu einem Vorfall zwischen Polizei und Demonstranten, die die Gegendemo zu blockieren versuchten, hieß es von der Polizei auf APA-Anfrage. Die Polizei setzte Pfefferspray gegen die Gegendemonstranten ein. Eine Polizistin sei durch eine über die Menge geschleuderte Flasche am Kopf getroffen worden. Sie trug eine Platzwunde davon. Bei der eigentlichen Parade kam es vorerst zu keinen Zwischenfällen.