Wenn im Hauptabendprogramm der Strom ausfällt, schlägt das Wellen. Rund 550.000 Menschen verfolgten im Schnitt die ORF-Serie "Alles finster", in der ein Dorf mit einem Blackout zu kämpfen hat.
Etwa 700.000 Österreicherinnen und Österreicher sahen vergangenen Montag live dabei zu, als im Ernst-Happel-Stadion wirklich alles finster war. Wenn in Wien das Problem auch lokal bestand und schnell gelöst war, geisterte das B-Wort durch die Medien. Mit etwas Abstand lohnt sich ein nüchterner Blick auf die Wahrscheinlichkeit eines großflächigen Stromausfalls.
Diffuses Risiko
Jedes Jahr bewertet das Bundesheer das Risikobild im Land. Seit Jahren wird ein Blackout dort im mittleren Bereich als "wahrscheinlich" eingestuft. Ironie des Schicksals ist, dass ein Blackout im Bericht für das Jahr 2020 wahrscheinlicher eingestuft wurde als eine Pandemie – und für das Jahr 2022 wahrscheinlicher als eine militärische Eskalation in der Ukraine. Einer Umfrage im Auftrag des Bundesheeres zufolge fühlt sich mehr als jeder vierte Österreicher von einem Blackout bedroht, die meisten in Niederösterreich und Kärnten.
Die Regulierungsbehörde E-Control sieht die Risikolage weniger dramatisch: "Wir sehen keine Indikatoren, dass ein Blackout eintritt", sagte E-Control-Vorstand Alfons Haber im Jänner. Auf Nachfrage heißt es, eine hundertprozentige Sicherheit gebe es natürlich nicht, es gebe aber auch keine massiven Veränderungen, die die Wahrscheinlichkeit in den letzten Jahren erhöht habe. Dennoch sei es immer gut, sich mit der Vorsorge auseinanderzusetzen. Denn die enormen Folgen eines großflächigen Stromausfalls sind unbestritten.
Experte sieht zu wenig Vorbereitung
"Ein Blackout hätte einen weitreichenden und chaotischen Ausfall der europäischen Produktionsanlagen und Lieferketten mit globalen Auswirkungen zur Folge", schreibt der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Krisenvorsorge, Herbert Saurugg, im Risikobericht des Bundesheeres. Vorbereitungen würden sich auf den Stromausfall konzentrieren, zu wenig jedoch auf die "erwartbaren und länger dauernden Versorgungsunterbrechungen".
Wie bereitet man sich also auf etwas vor, dass zwar unwahrscheinlich ist, dennoch jederzeit passieren kann? Jene, die für den Strom zuständig sind, machen es wie die Feuerwehr: Sie üben. Erst im vergangenen November probten sie im ganzen Land den Ernstfall. Simulationen des Übertragungsnetzbetreibers APG zufolge soll das Stromnetz zehn bis 24 Stunden nach einem Ausfall wieder in Betrieb sein. Bis die Telekommunikation wieder funktioniert, kann es Tage dauern.
Vorrat ratsam
Das Bundesheer rechnet damit, neben seinen verfassungsmäßigen Aufgaben vor allem die Einsatzorganisationen zu unterstützen. Dafür hat das Verteidigungsministerium begonnen, die Kasernen autark zu machen. Bis 2025 sollen alle Kasernen sich selbst und die Blaulichtorganisationen mit Nahrung, Wasser und Treibstoffversorgen versorgen können.
Den einzelnen Haushalten bleibt der Vorrat. Der Zivilschutzverband ruft regelmäßig dazu auf, seinen Haushalt krisenfest zu machen (siehe unten). Was diese Vorbereitung betrifft, scheint in Kärnten das größere Bedrohungsgefühl auch Früchte zu tragen. Dort fühlen sich die Menschen nämlich am besten auf einen Krisenfall vorbereitet.
Peter Schöggl