Rauchen ist noch immer die am weitesten verbreitete Sucht in Österreich. Über die gesundheitlichen Folgen wurde und wird breit debattiert, weniger im Fokus war der Produktionsprozess von Tabak und seine Auswirkungen auf die Umwelt. Das soll sich nun ändern. Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) kündigte am heutigen Weltnichtrauchertag an, dass es im Herbst eine Nationale Tabak- und Nikotinstrategie geben wird, die sich auch damit auseinandersetzt.

"Wir wissen alle, dass Rauchen schwere Gesundheitsrisiken bis hin zum Tod birgt. Man muss aber auch den Produktionsprozess von Tabak und seine Auswirkungen auf die Umwelt stärker in den Fokus nehmen. Anbau, Produktion, Konsum und Entsorgung haben erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt – durch Energieverbrauch, klimaschädliche Emissionen sowie Wasserverbrauch und Wasserverschmutzung", erläuterte der Minister am Dienstag in einer Aussendung.

Tabakanbau schädigt die Umwelt

Weltweit würden jährlich rund 3,5 Millionen Hektar Land für den Tabakanbau zerstört. Der Anbau trage auch zur Entwaldung von 200.000 Hektar pro Jahr und zur Bodenverschlechterung bei. Die Produktion erschöpfe den Planeten an Wasser, fossilen Brennstoffen und Metallressourcen. Aufgrund der Globalisierung der Lieferkette und des Verkaufs von Tabak würden ressourcenintensive Transportmittel genutzt. 4,5 Billionen Zigarettenstummel würden zudem jedes Jahr weltweit nicht ordnungsgemäß entsorgt, wodurch riesige Mengen Giftmüll entstehen und Tausende von Chemikalien in Luft, Wasser und Boden freigesetzt werden.

"Diese Fakten machen deutlich, dass Tabakkonsum in jeder Phase massive Schäden anrichtet. Mein Haus wird daher gemeinsam mit dem Klimaschutzministerium kontinuierliche und wirksame Maßnahmen ergreifen, um die negativen gesundheitlichen und ökologischen Auswirkungen des Konsums von Tabak- und neuartigen Produkten zu minimieren", kündigte Rauch an.

In der Aussendung wurde neben dem Umweltaspekt zusätzlich auch an den negativen Einfluss auf die Gesundheit erinnert. Etwa jede fünfte Österreicherin bzw. jeder fünfte Österreicher rauche täglich. Tabakrauchen (inklusive Passivrauchen) sei in Österreich gemäß aktueller Schätzungen für 16 Prozent aller Todesfälle verantwortlich. Im europäischen Vergleich liege Österreich bei den täglich Rauchenden über dem Durchschnitt.

36 Prozent versuchen vergeblich aufzuhören

Ein näherer Blick auf die Statistik zeigt auch: Es bestehe hierzulande außerdem ein deutlicher Zusammenhang zwischen sozioökonomischem Status und Rauchverhalten. Personen mit niedrigerem Bildungsabschluss sowie Personen mit niedrigerem Haushaltseinkommen würden häufiger täglich rauchen und seien häufiger Passivrauch ausgesetzt, hieß es.

Der Anteil der Rauchenden, die im vergangenen Jahr erfolglos versucht haben, aufzuhören, ist hoch. 36 Prozent der täglich Rauchenden hätten dies angegeben, das entspreche hochgerechnet circa 570.000 Personen. Rund 40 Prozent der "Aufhörwilligen" seien Frauen; größtenteils zwischen 30 und 59 Jahre alt.

Vor diesen Hintergründen plant Minister Rauch, die Nationale Tabak- und Nikotinstrategie. Ein entsprechender Entwurf wird laut Aussendung aktuell unter Einbindung von 48 maßgeblichen Institutionen und Organisationen erarbeitet. Die ersten Schritte wurden bereits getan: In zwei Erhebungsrunden seien bis dato der Status quo von bundesweit umgesetzten Maßnahmen sowie die spezifisch österreichischen Bedürfnisse bzw. Notwendigkeiten erhoben worden.

Prävention, Entwöhnungsprogramme und Co.

Die Bandbreite der vorgeschlagenen Maßnahmen reiche von Prävention und Aufklärung über den Ausbau von Entwöhnungsprogrammen bis hin zu gesetzlichen Erfordernissen, hieß es. Die Strategie soll sehr breit angelegt werden, neben den herkömmlichen Tabak- und verwandten Erzeugnissen auch alle neuartigen Produkte (wie z. B. Nikotinbeutel) mitumfassen, und ebenso die Auswirkungen des Konsums auf Mensch und Umwelt mitberücksichtigen, wurde angekündigt. Geplant ist, die Strategie mit Oktober 2022 in Kraft zu setzen.