Im zweiten Corona-Pandemie-Jahr 2021 ist in Österreich die Zahl der Organtransplantationen weiter gesunken. Insgesamt 662 Verpflanzungen wurden durchgeführt, zehn weniger als 2020, 2019 waren es noch 720 gewesen. Im Vorjahr wurden 611 Transplantationen mit Organen Verstorbener durchgeführt, während 51 transplantierte Organe von Lebendspenderinnen und -spendern stammten, zeigt der nun von der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) veröffentlichte Transplant-Jahresbericht 2021.
Durch die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie sind Nierentransplantationen das zweite Jahr in Folge deutlich zurückgegangen. Waren es bis 2018 immer über 400 und 2019 noch 386, fanden im ersten Pandemiejahr 335 und im Vorjahr überhaupt nur 306 Nierentransplantationen statt. Im Gegenzug ist die Frequenz der Lungentransplantation stark gestiegen. Fanden 2019 und 2020 jeweils 100 derartige Eingriffe statt, waren es 2021 insgesamt 123 Lungentransplantationen. Das am zweithäufigsten verpflanzte Organ war mit 159 Operationen die Leber, 2020 waren es 158 und 2019 insgesamt 151 derartige Eingriffe gewesen. Die Zahl der Herztransplantationen blieb mit 59 genau gleich wie 2020, im Jahr 2019 waren es noch 67 gewesen. Bauchspeicheldrüsen (Pankreas) wurden im Vorjahr 14 verpflanzt, nach 20 im Jahr 2020.
270 verstorbene Personen als potenzielle Organspender
Im Jahr 2021 wurden in Österreich 270 verstorbene Personen als potenzielle Organspenderinnen bzw. Organspender gemeldet, bei 168 davon wurde in der Folge die Organtransplantation auch realisiert. Im Vergleich dazu gab es im Jahr davor 308 potenzielle Spender und 188 realisierte Organspenden. Regional gab es die meisten Spenderinnen und Spender mit 35,1 pro Million Einwohner in Vorarlberg, Salzburg folgte mit 33,9. Dahinter reihten sich Kärnten und die Steiermark mit 24,9 Spenderinnen und Spendern. Bei den Lebendspendern waren mit 55 Prozent die Mehrheit Frauen, bei den hirntoten Organspendern mit 60 Prozent die Mehrheit Männer. Die meisten Organspender waren mit 40 Prozent im Alter von 45 bis 59 Jahren.
Die hohe Bettenbelegung der Intensivstationen mit Covid-19-Patientinnen und -Patienten und die massive Belastung des Intensivpersonals infolge der Pandemie haben sich wie schon im Jahr 2020 auch 2021 nachteilig auf die Durchführung von Organspenden ausgewirkt. Während es 2020 nur in einigen Bundesländern zu Einbrüchen bei den Spendermeldungen und realisierten Organspenden gekommen ist, insgesamt aber das Niveau aus vergangenen Jahren gehalten werden konnte, fällt die Zahl der Organspenden 2021 in Gesamtösterreich niedriger als im Vorjahr aus. Österreichweit lag diese bei nunmehr 168 Organspendern in absoluten Zahlen bzw. 18,8 pro Million Einwohner, während 2020 noch 188 bzw. 21,1 registriert wurden. Das entspricht einem Rückgang um rund elf Prozent. In den Jahren vor der Pandemie waren es immer deutlich mehr als 20 Organspender pro Million Einwohner, 2014 etwa waren es 24,3 gewesen. Die Leistungen der Intensivstationen, die trotz der angespannten Lage potenzielle Organspender erkennen, betreuen und alle erforderlichen Schritte setzen, um Patientinnen und Patienten auf den Wartelisten eine Transplantation zu ermöglichen, soll an dieser Stelle besonders hervorgehoben werden, hält der Bericht dezidiert fest.
Zahl der Menschen auf Wartelisten gestiegen
Auch wenn die Zahlen zurückgegangen sind, befindet sich Österreich im internationalen Vergleich bei Spende- und Transplantationszahlen weiter im Spitzenfeld. Hierzulande gilt die Widerspruchsregelung – Organe dürfen von Gehirntoten entnommen werden, wenn kein dokumentierter Widerspruch dazu vorliegt. Diese Regelung ist bereits 40 Jahre alt – das Gesetz trat 1982 in Kraft. Das Widerspruchsregister gibt es hingegen erst seit 1995. Bei Lungentransplantationen liegt Österreich im internationalen Vergleich – Zahlen liegen für das Jahr 2020 vor – mit Abstand auf Platz eins. Bezogen auf die Vergleichsländer gab es 11,2 Lungentransplantationen pro Million Einwohner. 2021 ließen sich insgesamt 2960 Personen in das Organspende-Widerspruchsregister eintragen und 208 Menschen daraus streichen. Die Gesamtzahl der per Ende 2021 als aktiv widersprechend eingetragenen Personen – abzüglich Streichungen und Todesfällen – beträgt somit 55.972 Menschen in Österreich.
Deutlich gestiegen ist die Zahl der Menschen auf Wartelisten. Ende 2021 befanden sich 829 Patientinnen und Patienten auf den Wartelisten für ein geeignetes Organ, um zehn Prozent mehr als 2020. Ende 2021 warteten 635 auf eine Nierenspende, 91 auf ein Leberangebot, 45 warteten auf ein Herz, 47 auf eine Lunge, und elf Personen brauchten eine Pankreas-Spende. Die Wartezeit bis zur Identifizierung eines geeigneten Spenderorgans ist von Organ zu Organ verschieden. Während man auf eine Niere im Median 36,2 Monate wartet (ab der ersten Dialyse), liegen die Wartezeiten bei Herz (Median 2,3 Monate), Lunge (Median 3,7 Monate) und Leber (Median 1,7 Monate) weit unter einem Jahr. Der Median ist die mittlere Wartelistenverweildauer in Monaten bis zur Transplantation oder bis zum Tod für den Zeitraum 1.1.2016 bis zum 31.12.2021.
Weltweit stehen fast 40 Millionen Stammzellspender zur Verfügung
Der Report umfasst auch die Stammzelltransplantationen 2021. Im Jahr 2021 waren über 110.000 Stammzellspenderinnen und -spender im österreichischen Stammzellregister erfasst. Durch die internationale Vernetzung mit anderen Registern stehen derzeit weltweit fast 40 Millionen Stammzellspenderinnen und -spender zur Verfügung, und für 89 Prozent der Patientinnen und Patienten konnte im Jahr 2020 eine Fremdspenderin oder ein Fremdspender identifiziert werden. Die durchschnittliche Suchdauer bis zur Identifizierung einer passenden nichtverwandten Spenderin bzw. eines passenden nichtverwandten Spenders lag im Jahr 2021 bei 25 Tagen (Median). Deutlich gestiegen ist die Zahl der Entnahmen von österreichischen Spenderinnen und Spendern von 43 im Jahr 2020 auf 48 im Vorjahr.
Im Jahr 2021 wurden in Österreich insgesamt 656 Stammzelltransplantationen durchgeführt. Die Zahl der allogenen Stammzelltransplantationen – hier sind Spenderin bzw. Spender und Empfängerin bzw. Empfänger nicht identisch – ist im Jahr 2021 mit 279 Stammzelltransplantationen im Vergleich zu 2020 mit 239 deutlich gestiegen. Die Steigerung betrug bei den Erwachsenen 241 im Jahr 2021 vs. 206 im Jahr 2020, und es gab eine geringfügige Steigerung bei den Kindern auf 38 im Jahr 2021 vs. 33 im Jahr 2020. Die Anzahl der autologen Transplantationen – hier sind Spenderin bzw. Spender und Empfängerin bzw. Empfänger identisch – ist ebenfalls gestiegen: 377 im Jahr 2021 gegenüber 352 im Jahr 2020.