Aktivistinnen und Aktivisten haben am Mittwoch die im Februar geräumte Stadtstraßen-Baustelle "Wüste" in Wien-Donaustadt erneut besetzt. Seit 7.00 Uhr würden "circa 150 bis 200 Menschen" die Baustelle bei der Hausfeldstraße blockieren, berichtete Lucia Steinwender, Sprecherin von LobauBleibt, der APA. Die Polizei ging von circa 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus. Gegen 9.40 Uhr begannen die Einsatzkräfte mit der Räumung des Areals, erste Festnahmen sind erfolgt.

Laut Auskunft von Polizeisprecher Markus Dittrich befinden sich aktuell 30 Personen 30 wegen Identitätsfeststellungen in einem Polizei-Anhaltezentrum. Aktuell ist die Lage auf dem besetzten Gelände laut APA-Lokalaugenschein ruhig - was scheinbar auch mit begrenzten Transportkapazitäten zu tun hat, um die Demo-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer wegzubringen.

Fahrzeuge und Container besetzt

Die Aktivistinnen und Aktivisten waren in roten Overalls bekleidet. Sie besetzten Baufahrzeuge und -container und befestigten das Transparent "Bagger & Macker blockieren!". "Wir stehen und sitzen, einige sind angekettet, und wir verhindern die Bauarbeiten an der Stadtautobahn", beschrieb Aktivistin Steinwender der APA die Situation.

Nach erfolgten, aber erfolglosen Aufforderungen der Polizei via Lautsprecher, die Aktivistinnen und Aktivisten mögen von selbst das Gelände verlassen, sind die Einsatzkräfte - mit Unterstützung der Sondereinheit Wega - zur Tat geschritten. "Wir tragen jeden Einzelnen mit der gebotenen Vorgehensweise weg", sagte Polizeisprecher Markus Dittrich der APA.

Teils spektakuläre Räumung

Aktuell würden Aktivistinnen und Aktivisten von einem besetzten Baufahrzeug geholt, später sollten die ebenfalls besetzten Baucontainer folgen. Überdies seien Menschen angekettet. Dittrich schätzte, dass der Einsatz mehrere Stunden dauern werde.

Die Arbeit für die Polizeikräfte gestaltete sich durchaus spektakulär. So seien etwa zwei Beamte mit einem Kran über dem Baufahrzeug geschwebt, und hätten "schonend" Besetzerinnen und Besetzer vom Gefährt entfernt, erzählte Dittrich. Etwas Tumult habe es am Rande des Areals gegeben, als Aktivistinnen und Aktivisten versuchten hätten, über einen Bauzaun zu klettern, um auf das Gelände zu kommen. Hier gab es laut Dittrich eine Festnahme wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt.

Angeblich Videos von Polizeigewalt

Anders schilderte Steinwender der APA die Situation beim Zaun: "Es wollte niemand über den Zaun. Es hat zwei ziemlich gewaltsame Anhaltungen gegeben. Es war ein Aktivist und eine filmende Person. Die wären gewaltsam zu Boden gebracht worden, es ist ziemlich auf sie eingeschlagen worden." Davon gebe es auch Videos.

Ans Aufgeben denken die Aktivistinnen und Aktivisten nicht. Eine Teilnehmerin hielt vom Dach eines Baucontainers aus eine kurze Rede: "Diese Autobahn führt nicht zu einer Verkehrsentlastung. Mehr Straßen führen zu mehr Verkehrs. Das sagt einem schon der gesunde Hausverstand. Glaubt nicht, was die Politiker euch erzählen. Klimawandel führt zu Hungersnöten und ihr wollt sicher auch in Zukunft was essen, schaltet das Hirn ein und hört auf fossile Großprojekte durchzuziehen."

Pyramide im Februar abgerissen

Bei dem wieder besetzten Areal handelt es sich um jenen Ort, wo sich einst das Protestcamp mit der hölzernen Pyramide, quasi das Wahrzeichen des Protestcamps, befunden hatte. Aktivistinnen und Aktivisten hielten sich dort über Monate hinweg auf, um den Start der Bauarbeiten für die Stadtstraße zu verhindern. Am 1. Februar wurde das Camp im Zuge eines stundenlangen Polizeieinsatzes geräumt. Es gab damals 48 Festnahmen, die Pyramide wurde gleich nach der Räumung abgerissen.