Die ab Herbst geltende neue 15a-Vereinbarung zwischen Bund und Ländern für die Kindergärten ist für die Vereinigungen aus der Praxis nicht ausreichend. Sie setze "einmal mehr auf Ausbau von Betreuungsplätzen und verfehlt damit die dringend notwendigen Reformen" wie einheitliche Mindeststandards, Verkleinerung der Gruppen bzw. Qualifikation und Arbeitsbedingungen des Personals, so etwa die Plattform EduCare in einer der APA übermittelten Stellungnahme.

Zwar sei die (schon bisher mögliche) "freiwillige Reduktion des Fachkraft-Kind-Schlüssels" zu begrüßen, betonte EduCare-Geschäftsführerin Veronika Miffek. Sie werde aber angesichts der Tatsache, dass bereits bestehende Gruppen nicht mehr mit qualifiziertem Personal besetzt werden können, nicht zu den gewünschten Verbesserungen führen. Positiv sieht sie den geplanten jährlichen Bericht über die Umsetzungsfortschritte der Länder – damit habe man dann zumindest endlich eine transparente Datengrundlage für "wissensbasierte Entscheidungen für den elementaren Bildungssektor".

Viele Ausgebildete steigen nicht in Beruf ein

Skeptisch reagierte auch das Netzwerk Elementare Bildung (NEBÖ): Im Vordergrund der Vereinbarung stehe der Ausbau elementarer Bildungseinrichtungen sowie flexiblere Öffnungszeiten. Dies müsse man aber im unmittelbaren Zusammenhang mit dem pädagogischen Fachpersonal sehen, so Sprecherin Natascha Taslimi in einer der APA übermittelten Stellungnahme. Derzeit würden österreichweit jährlich im Schnitt 2500 diplomierte Elementarpädagoginnen und -pädagogen ausgebildet, die aber überwiegend nicht in den Beruf einsteigen oder nach kurzer Zeit wieder aussteigen. "Es gibt keine deutlichere Rückmeldung an nicht passende Arbeitsbedingungen."

Seit Jahren forderten Berufsverbände und Interessensvertretungen daher eine Änderung der Rahmenbedingungen wie eine Reduzierung der Kinderanzahl in den Gruppen, mehr Vorbereitungszeit für Gespräche mit den Eltern, Teambesprechungen, Dokumentation von Beobachtungen, Reflexion und Vorbereitung der Bildungsarbeit sowie regelmäßige Supervision. Stattdessen setze aber die Politik auf die Herabsetzung der Anstellungserfordernisse, so Taslimi. In immer mehr Bundesländern sei die Ausübung des Berufes an kein Diplom gebunden.

Forderung: Rahmenbedingungen müssen sich ändern

Wenn man Personal haben wolle, müsse man vor allem die Rahmenbedingungen ändern, meinte Taslimi. Ohne diese Maßnahme sei auch die Zweckbindung der Gelder des Bundes an Sprachförderung und das letzte verpflichtende Kindergartenjahr "wenig förderlich und in der vorgesehenen Höhe nicht realisierbar".

Ähnlich die Diakonie, die wie EduCare und NEBÖ auch Maßnahmen zur Schaffung von Plätzen für Kinder mit Behinderungen oder chronischen Krankheiten vermisst. Die grundsätzlich zu begrüßende Erhöhung der Mittel würde in den kommenden Jahren außerdem von der Inflation "geschluckt". Auch die Diakonie vermisst bundesweit einheitliche evidenzbasierte Mindeststandards für die Qualität abseits der Vereinbarkeitsfrage sowie eine Personaloffensive.