Sahara-Staub in der Luft sorgt dieser Tage mitunter wieder für prächtige Abendstimmung am Himmel und tolle Foto-Motive. "Die Winde sind in der Sahara derzeit sehr stark, so gelangt viel Staub in die Atmosphäre", erklärt Barbara Scherllin-Pirscher von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (Zamg). Bei entsprechenden Bedingungen kann sich der rötlich-gelbe Staub über den halben Erdball ausbreiten. Dieses Phänomen gibt es also nicht nur bei uns, sondern teilweise auch in Skandinavien oder in der Karibik.
Optisch reizvoll hat das Wetterphänomen aber auch unangenehmere Aspekte. Sobald es regnet und der Staub ausgewaschen wird, legt sich eine Staubschicht über Autos oder auf Fensterscheiben. "Das kann durchaus auch zu verminderter Effektivität beispielsweise bei Sonnenkollektoren führen", sagt Scherllin-Pirscher.
Auch in unseren Bergen macht sich der Staub dann bemerkbar – als rötlich-braune Schicht auf dem Schnee. Bedeckt der Staub Gletschereis, fördert er auch das Abschmelzen desselben. Weiße Flächen reflektieren das Sonnenlicht viel mehr als dunkle. Das Reflexionsvermögen einer Oberfläche wird mit dem Albedo-Wert angegeben. Dieser entspricht dem Verhältnis vom reflektierten zum einfallenden Licht auf der Fläche.
Vor allem Eis- und Schneeoberflächen haben einen hohen Albedo-Wert zwischen 0,45 und 0,9. Dunklere Oberflächen nehmen mehr kurzwellige Sonnenstrahlung auf, was zu einer schnelleren und stärkeren Erwärmung der Oberfläche führt. So werden Schnee und Eis der "eingestaubten" Gletscher rascher erwärmt und schmelzen schneller.
Wir kennen das Problem auch von den Polkappen. Je mehr Eis dort verschwindet, desto mehr dunklere Wasseroberfläche gibt es. Und umso mehr Wärme durch Sonnenstrahlung wird absorbiert statt reflektiert. Der Effekt wirkt sich dort aber viel negativer aus als in unseren Bergen, sagt die Zamg-Expertin. "Sobald es über die Staubschicht drüber schneit, ist der Effekt wieder verschwunden", erklärt sie. Wenn es denn schneit.
Wer noch auf Gelegenheiten für schöne Fotos wartet, sollte laut aktueller Wetterprognose übrigens noch bis Freitag Gelegenheit dazu haben.
Matthias Reif