Tirol, Kärnten, Burgenland, Steiermark – es brennt wieder in Österreichs Wäldern und auch auf Wiesen. Der aktuell größte Brand wütet in Pinswang in Tirol, wo man die Flammen langsam unter Kontrolle bringt. "Bis keine Gefahr mehr herrscht, wird es aber noch einige Tage dauern", erklärt Mortimer Müller von der Universität für Bodenkultur Wien.
Das Feuer in Pinswang hat sich bisher auf rund 15 Hektar ausgebreitet. Es ist also mit verheerenden Bränden wie jenem in Hirschwang im vergangenen November nicht vergleichbar, kann aber dennoch beträchtlichen Schaden anrichten. "In Hirschwang gab es hauptsächlich Schwarzkiefer, in Pinswang dominiert die Fichte", erklärt Müller. Und die Fichte sei deutlich empfindlicher was Feuer betrifft. Daher werden hier im Schnitt auch deutlich mehr Bäume absterben.
Seit dem Jahreswechsel wurden in Österreich 37 Wald- und Flurbrände gezählt, 22 davon im März. Grund zur Beunruhigung gebe es aber noch nicht, sagt Müller. "Im Frühjahr haben wir durchschnittlich 50 bis 100 solcher Brände", erklärt er. Und es sei zwar trocken, von extreme Trockenheit könne aktuell aber keine Rede sein. "Das kann sich innerhalb von zwei bis drei Wochen ändern, wenn der Regen ausbleibt und die Temperaturen steigen."
Feuer und Gegenfeuer
Müller mahnt dennoch zur Vorsicht. Vor allem an Südhängen und exponierten Lagen kann es schnell auftrocknen – sogar wenn es in der Nacht geregnet hat. Das sei vielen nicht bewusst.
Im langjährigen Schnitt steigt die Waldbrandgefahr an. Um Schaden abzuwenden, wird man auch in Österreich vermehrt prophylaktisch arbeiten müssen. Etwa mit dem kontrollierten Abbrennen von Flächen. "Wir leben mittlerweile im Pyrozän, in einem Zeitalter des Feuers", sagt Müller. "Wir sollten uns das Feuer daher auch zunutze machen."
Diese kontrollierten Brände helfen, größeren Schaden abzuwenden. Man arbeitet meist mit Brandschneisen oder Gegenfeuern, die sich gegenseitig ersticken. "Wir kennen das etwa aus Südeuropa oder Kalifornien. Aber auch um den Truppenübungsplatz in Allentsteig wird das angewandt", sagt er. Damit sich bei Schießübungen nichts entzündet. Den ersten Versuch gab es vergangenen Herbst, einen weiteren im Februar.
Das kontrollierte Abbrennen ist bisher in Österreich verboten und nur in Ausnahmefällen erlaubt. Peter Mayer, Leiter des Bundesforschungszentrums für Wald im Landwirtschaftsministerium, begründet das Verbot vor allem mit dem negativen Einfluss auf die Luftgüte, auch die topografische Beschaffenheit mache das teils schwierig. Daher gebe es bisher auch keine Pläne, das Verbot aufzuheben. Auf europäischer Ebene geschieht das aber bereits. Und es wird auch hierzulande angedacht werden müssen.
Die Bundesregierung steuert mit dem Waldfonds (350 Millionen Euro) gegen. Neun Millionen Euro fließen in die Vorbeugung von Waldbränden durch Präventionsmaßnahmen. Für die Errichtung von klimafitten Wäldern sind 28 Millionen Euro vorgesehen. Forstministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP): "Mit dem Baumartenmix, den wir jetzt pflanzen, wird die Zukunft unserer Wälder gesichert."
Matthias Reif