Normalerweise werden in Österreich Babys und Kleinkinder getauft, Taufen von Erwachsenen waren bisher die Ausnahme. Doch heuer steigt die Zahl der zum Katholizismus übertretenden oder neu eintretenden Menschen in Österreich stark an: Mit 200 Erwachsenentaufen wird heuer österreichweit gerechnet, meldet die Kathpress.

Das zeigten die diözesanen Zulassungsfeiern für Täuflinge ("Katechumenen"), die vergangenes Wochenende stattgefunden haben. Erstmals seit vielen Jahren sind die Österreicher unter den Täuflingen stark vertreten. Es gibt zwar weiterhin viele Konversionen aus dem Islam, doch stellen heuer in Wien – der Diözese mit den meisten Erwachsenentaufen im ganzen deutschsprachigen Raum – erstmals seit vielen Jahren die Österreicher die größte Gruppe.

Der durchschnittliche Taufbewerber in Wien ist demnach männlich, wenn auch gegenüber den Frauen nur noch leicht in der Überzahl, und zwischen 20 und 40 Jahre alt. Gründe für die gewünschte Taufe werden ganz unterschiedliche genannt: Ein Mann erklärte, sein Weg zu Gott habe mit dem schulischen Religionsunterricht begonnen und sei nach langer Pause durch das Geschenk eines Bethlehem-Rosenkranzes wieder weitergegangen. Eine ehemalige Muslimin schrieb, der liebevolle Umgang von Christen mit anderen habe sie hellhörig gemacht, und helfe nun selbst als Freiwillige bei der Caritas-Obdachlosenversorgung mit. Eine im Kommunismus aufgewachsene Frau sagte, ihr Ehemann sei Katholik und sie wünsche, an seinem religiösen Leben voll teilnehmen zu können. Als "Religion der Güte und Vergebung" bezeichnete ein männlicher Taufwerber das Christentum.

Erwachsenentaufen auch in anderen Bundesländern

Zulassungsfeiern gab es auch in Innsbruck und Linz. In Innsbruck fand am ersten Fastensonntag die Taufzulassungsfeier für vier Katechumenen mit Bischof Hermann Glettler statt. Eine zweite derartige Feier für jene Täuflinge, die vor allem aufgrund der Corona-Situation noch nicht den Abschluss ihrer Vorbereitungszeit erreicht haben, wird es noch im weiteren Jahresverlauf geben. Realistisch könne man mit insgesamt 15 Neugetauften im Jahr 2022 rechnen. In Linz gab es vier Bewerber.

Gleich 40 erwachsene Taufkandidaten gibt es heuer in der Erzdiözese Salzburg, wo im Vorjahr pandemiegeschuldet "nur" 29 Personen ab 14 Jahren getauft worden waren. Der größte Teil stammt aus dem Nahen Osten. "Nachdem sich in der ersten Flüchtlingskrise viele Einzelpersonen und Pfarren für die Betroffenen engagiert haben, sind bis heute existierende Integrations-Netzwerke entstanden, die auch das Interesse für die Taufe bei Geflüchteten steigen ließen", erklärte der zuständige Referent Johannes Wiedecke die hohe Nachfrage.

Täuflinge bleiben vernetzt

In der Steiermark werden heuer 13 Erwachsene persischer Sprache die Taufe empfangen, nachdem es im Vorjahr 10 waren, berichtete der Priester Wolfgang Schwarz, der das Katechumenat für die Diözese Graz-Seckau verantwortet und dabei arabisch- bzw. persischsprachige Mitarbeiter zur Seite hat.

Besonderes Augenmerk legt die Diözese Graz-Seckau auf die Zeit nach der Taufe. So gab es bisher zu Weihnachten und Ostern regelmäßige Treffen der Neugetauften aus diesen Kulturkreisen, Besuche bei Bischof Wilhelm Krautwaschl und Wallfahrten nach Seckau, Mariazell und Weiz, um die Vernetzung untereinander zu stärken.

Keine zentralen Zulassungsfeiern für erwachsene Täuflinge gibt es bislang auch in den Diözesen Feldkirch und Gurk-Klagenfurt.