Rund 3000 Menschen haben am Samstagnachmittag am Wiener Platz der Menschenrechte laut Polizei friedlich gegen Russland und jenen Krieg in der Ukraine protestiert, den der russische Präsident Wladimir Putin am 24. Februar angeordnet hatte. Am Grazer Hauptplatz fanden sich laut Polizei bis zu 500 Menschen zu einer Solidaritätskundgebung für die Ukraine zusammen. Auf dem Hauptplatz in Linz zeigten sich laut Polizei 900 Menschen mit der Ukraine solidarisch.

"Save Ukraine", "No War" und "Putin Terrorist" war unter anderem auf den Schildern in Graz zu lesen. Mehrere Redner, darunter auch die Grazer Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne) und Neos-Gemeinderat Philipp Pointner, wiesen auf die dramatische Lage in der Ukraine hin. Andere wiederum baten um Spenden: "Jede Hilfe zählt." Für die bisher gefallenen Opfer des Krieges wurde auch eine Schweigeminute abgehalten. Insgesamt verlief die Kundgebung friedlich.

Der Verein Ukrainians in Linz and Upper Austria hatte die – friedlich verlaufende – Veranstaltung in Linz organisiert. "Nur gemeinsam können wir uns der russischen Aggression widersetzen und den Krieg stoppen", lautete der Aufruf. In Linz lebende Ukrainerinnen und Ukrainer baten die europäischen Staaten um Unterstützung für ihr Heimatland.

Emotionale Ansprachen

In äußerst emotionalen Reden erklärten Aktivisten der ukrainischen Diaspora in Wien mit Tränen in den Augen, dass die Ukrainer sich nie mit einer russischen Besetzung ihrer Heimat abfinden würden. Man werde nun jeden Tag hier stehen, bis Frieden in der Ukraine herrsche, rief eine Aktivistin in ihr Mikrofon. Sie wandte sich an "Putinversteher" und Unterstützer der Politik des Kreml. "Wir können es nicht zulassen, dass die Mörder des Putinregimes unter uns leben", sagte sie.

In einer Rede auf Russisch forderte die Diaspora-Vertreterin anwesende russische Staatsbürger auf, ihre Verwandten in Russland anzurufen, damit sie in ihrer Heimat auf die Straße gehen. Schweigen sei nun Teilhabe, erklärte sie. Der russischen Botschaft sowie russischen Firmen in Österreich kündigte sie an, dass ihre ruhigen Tage gezählt seien.

Eine Ukrainerin von der Krim forderte ihrerseits in äußerst expressiven Worten die Russen auf, etwas zu tun und sich gegen Putin zu erheben. "Macht doch verdammte Scheiße etwas", sagte sie auf Russisch.

Vorwürfe gegen Österreichs Außenpolitik

Massive Vorwürfe erhob eine gebürtige Ukrainerin gegen die österreichische Außenpolitik. Die Tatsache, dass Österreich den russischen Präsidenten 2014 als erstes EU-Land nach der Annexion der Krim empfangen habe, habe Wladimir Putin gezeigt, dass er das machen darf. "Wir sterben, weil ihr bereit wart, mit ihm zu sprechen", erklärte sie.

Mit Ausnahme des Beitrags der aus Polen gebürtigen Grünen-Abgeordneten Ewa Ernst-Dziedzic waren Reden österreichischer Politiker zwar inhaltlich ähnlich scharf, jedoch weniger emotional im Ton. "Freiheit, Frieden für die Ukraine", rief Ernst-Dziedzic in das Mikrofon. Wenn es um die Rolle von Putin gehe, dürfe es kein Wenn und Aber geben, erklärte sie.

"Ganz Wien steht hinter der Ukraine. Dieser Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine ist unvorstellbar und schwer zu ertragen", sagte der Wiener Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos). Das wichtigste Recht sei das Recht auf Frieden und Leben, sagte der Menschenrechtssprecher der SPÖ im österreichischen Parlament Harald Troch. Von einer unglaublichen Geschlossenheit der österreichischen Politik, die der russische Aggressionskrieg bewirkt habe, sprach ÖVP-Abgeordneter Martin Engelberg (ÖVP).

Die Reden wurden immer wieder von Sprechchören, vor allem in ukrainischer und russischer Sprache, unterbrochen. Zu hören waren etwa "Ruhm der Ukraine – Ruhm den Helden", "Ruhm der Nation – Tod den Feinden", aber auch "Putin ist ein Arschloch", "Russen gegen Putin" oder "Russland erhebe dich!". Skandiert sowie auf zahlreichen Plakaten war auch einer der bekanntesten Sprüche der ersten Kriegstage. "Scher dich zum Teufel, russisches Schiff" soll laut Berichten ein ukrainischer Soldat auf einer kleinen Insel im Schwarzen Meer gesagt haben, bevor er und zwölf weitere Ukrainer von Geschossen niedergemäht wurden.