Die Bundesregierung will eine Anwendung für Smartphones veröffentlichen, die es bedrohten Frauen leichter machen soll, Hilfe zu rufen. Mit 1. März wird dieser stille Notruf eingerichtet. Das ist eine Notrufapp unter 133, sie funktioniert mit einfachem Knopfdruck, ohne dass die Polizei einen Rückruf machen muss. Polizei rückt automatisch aus. Der Angreifer erfährt nicht, dass sein Opfer Hilfe geholt hat.

So weit die Theorie. Nun haben sich Expertinnen aus dem Bereich zu Wort gemeldet und das Vorhaben kritisiert. Diese sei wenig sinnvoll, weil betroffene Frauen der Polizei einerseits oft nicht vertrauen würden – und somit diesen Hilferuf oft erst gar nicht absetzen würden. Andererseits gebe es viele eifersüchtige Männer, die ihre Frauen genau kontrollieren. Und damit auch ihre Handys.

Sollten diese Männer merken, dass sich die Partnerin Hilfe holen könnte, "könnte das für die Frauen gefährlich werden", meint Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin der Autonomen Frauenhäuser Österreichs, auf Ö 1. Sie hält daher "überhaupt nichts" von der App. Zudem kritisiert sie, dass weder sie noch andere Expertinnen bei der Erarbeitung des Maßnahmenpakets eingebunden wurden. 

Außerdem müsse man seine Personendaten bei der App angeben – ein weiterer Hemmschuh für betroffene Frauen, die oft gerne anonym bleiben wollen, heißt es bei den Gewaltschutz-Expertinnen. Rösslhumer fordert indes, dass die bereits etablierte Notrufnummer für Betroffene stärker beworben werden soll.

Die App ist allerdings nur ein Punkt im geplanten Maßnahmenpaket der Regierung. Hier lesen Sie mehr.

Beim Innenministerium weist man die Kritik entschieden zurück. Sprecher Patrick Maierhofer betont: "Die App oder die Verständigung via Notruf sind nicht die einzigen Möglichkeiten für betroffene Personen sich Hilfe zu suchen. Ein umfassendes Gewaltschutzpaket, mit vielen Stakeholdern aus sozialen Bereichen, Gewaltschutzzentren, präventiven Beratungen u. v. m. wurde bereits im November 2021 beschlossen, es bedarf einer breiten Vernetzung verschiedenster, sozialer Bereiche."

Und dass persönliche Daten im Vorfeld abgefragt werden, sei ja unerlässlich, damit die Polizei sofort weiß, wer den Notruf abgesetzt hat und wo die Beamten hin müssen.

Die Gewaltschutzfrage sei auch keine, die durch eine App gelöst werden kann, ist man sich im Ministerium bewusst. Es zähle jede einzelne Hilfeleistung. Darüber hinaus werde man die Maßnahmen evaluieren und gegebenenfalls anpassen.