Noch nie habe es so viele Lawinen-Einsätze gegeben, wie in den vergangenen Tage. Das beklagt Gregor Franke von der Bergrettung Tirol. Seit Freitag mussten die Retter 17-mal ausrücken. Seit dem Wochenende wurden mehr als 100 Abgänge gezählt. Alleine am Freitag und Samstag kamen zehn Menschen in Lawinen ums Leben. Einer davon im benachbarten Bayern. 

"Der starke Wind sorgt für Verwehungen und macht uns Sorgen", erklärt Franke. Das gute Wetter und die vielen Touristen lassen die Retter mit Anspannung auf die kommenden Tage blicken. "Derzeit haben wir oberhalb der Baumgrenze Lawinen-Warnstufe 4, zum Wochenende hin wird es wahrscheinlich auf Stufe 3 sinken." Das ist zwar positiv, lässt einige Alpin-Touristen aber wieder etwas unvorsichtiger werden. "Die meisten Unfälle gibt es bei Warnstufe 3", weiß Franke. 

Bei jenem 43-jährigen Skifahrer, der am Freitag bei einem Lawinenunglück in Vorarlberg ums Leben gekommen ist, soll es sich um den norwegischen Immobilieninvestor Ole Martin Braathen handeln. Der 43-Jährige war am Wochenende einer von neun Lawinentoten in Westösterreich, die anderen Unfälle ereigneten sich in Tirol. Vonseiten der Polizei gab es dazu keine Bestätigung. Das Vermögen Braathens wird auf 300 Millionen Euro geschätzt.

Der 43-Jährige war am Freitagnachmittag im freien Gelände des Skigebiets Albona in Klösterle am Arlberg in einer vierköpfigen Gruppe unterwegs, darunter auch ein staatlich geprüfter Snowboardführer. Das Quartett wollte laut Polizei vom Gipfel des Knödelkopfs (2400 Meter) in Richtung der Albona-Talstation abfahren. Bei heikler Lawinengefahr nahmen die Wintersportler den etwa 40 Grad steilen Hang einzeln in Angriff. Als der 43-Jährige als zweiter in den Hang einfuhr, löste sich ein mächtiges Schneebrett, das den Mann mitriss.

Zwar gelang es dem versierten Freerider, den Airbag seines Rucksacks auszulösen, doch wurde er von den Schneemassen dennoch komplett verschüttet. Seinen Begleitern gelang es innerhalb von wenigen Minuten, Braathen per Sonde in zwei Meter Tiefe zu orten, nach zehn Minuten hatten sie den 43-Jährigen ausgegraben. Sofort wurden Reanimationsmaßnahmen gestartet, der per Helikopter eingetroffene Notarzt konnte aber nur noch Braathens Tod feststellen.

Sturm und Neuschnee sorgen für hohe Gefahr

Weil Sturm und Neuschnee auch in Niederösterreich zu einem Anstieg der Lawinengefahr führen, hat LHStv. Stephan Pernkopf (ÖVP) am Dienstag eindringlich darauf hingewiesen, dass Unvorsichtigkeit, unüberlegtes Handeln, schlechte Vorbereitung oder unzureichende Ausrüstung "im schlimmsten Fall fatal enden" könnten. "Wer in den Bergen seine Freizeit genießt, darf seinen Hausverstand nicht zu Hause vergessen!", betonte er.

Es gelte, so Pernkopf, stets eine gewissenhafte Gefahrenbeurteilung vorzunehmen und sich über die Lawinensituation zu informieren. Das Mitführen von Lawinenverschütteten-Suchgerät, Lawinensonde und Lawinenschaufel sei unerlässlich und könne Leben retten. Nicht zuletzt verwies der Landesvize auf die Homepage www.lawinenwarndienst-niederösterreich.at.

Grund für die erhöhte Gefahr in den Bergen sind laut NÖ Lawinenwarndienst hohe Windgeschwindigkeiten von mehr als 100 km/h gepaart mit Neuschnee. In den Ybbstaler und Türnitzer Alpen habe es bis zu 30 Zentimeter geschneit. Die Kombination aus Wind und Schnee führe zu Verfrachtungen, weshalb sich störanfällige Triebschneebereiche bilden würden.