Österreich steht vor den ersten Öffnungsschritten: Zwar rauscht die Omikron-Welle mit den höchsten Infektionszahlen der Pandemie durch das Land, dennoch hat sich die Regierung dazu entschlossen, Maßnahmen zu lockern. Darüber spricht Epidemiologe Gerald Gartlehner mit Corinna Milborn.
Dabei spricht er über die Durchseuchung in Österreich: "Da sind wir angelangt, das müssen wir uns auch eingestehen". Man hätte ein "relativ unkontrolliertes Geschehen in Österreich". Das Glück sei aber, dass Omikron "nicht sehr" krankmachend sei und wir "relativ gut" durch diese Welle kommen werden.
Das gelte auch für die neue Omikron-Variante BA.2. Erste Daten aus Dänemark würden laut Gartlehner zeigen, dass diese doppelt so infektiös sei, wie die jetzige Omikron-Variante, aber nicht krankmachender.
Mit Impfpflicht zuwarten
Aus diesem Grund hätte man laut Gartlehner mit der Impfpflicht zuwarten können. "Als die Impfpflicht beschlossen wurde, war die Situation ganz, ganz anders", sagt er. Die Delta-Variante sei "wirklich krankmachend" gewesen. "Das hat sich mit Omikron jetzt alles geändert". "Wir werden mit Ende der Omikron-Welle eine Immunität in der Bevölkerung haben, die wir nie zuvor hatten", so Gartlehner. Deswegen hätte man mit der Impfpflicht zuwarten und länger diskutieren können – man wisse noch nicht, ob die jetzige Impfung vor einer Welle im Herbst schützen wird.
Gratis-Tests "seltsam"
Die Situation sei jetzt "seltsam". Denn alle, die sich nicht an das Gesetz halten und ungeimpft bleiben, bekommen dennoch Gratis-Tests vom Staat, um einzukaufen oder in die Gastro zu gehen. "Und das alleine ist schon widersprüchlich", sagt Gartlehner, der die Teststrategie generell infrage stellt: Es gebe "keine wirkliche Teststrategie", sagt er. Jeder teste, "so wie er oder sie das will". Das führe dazu, dass für diejenigen, die es wirklich brauchen, die Testergebnisse zu spät zur Verfügung stehen.