Die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Salzburg hat sich am Montag "mit Erschütterung" zum Missbrauchsgutachten in der Erzdiözese München-Freising geäußert und zu Konsequenzen gemahnt. Ihr Appell an die Kirche: Sie möge sich "ehrlich ihren eigenen Abgründen stellen und für eine schonungslose Aufklärung sorgen, die Opfer anerkennen und sie angemessen entschädigen und die Täter zur Verantwortung ziehen".
Wie in Österreich durch die Klasnic-Kommission, so solle die Aufarbeitung von Verdachtsfällen in die Hände einer unabhängigen - am besten staatlichen - Kommission gelegt werden. "Und es ist zu hoffen, dass die Katholische Kirche endlich den Mut aufbringt, die nötigen radikalen Konsequenzen aus ihrer Missbrauchsgeschichte zu ziehen."
"Besonders dramatisch" erscheint das jüngste Gutachten den Salzburger Theologinnen und Theologen für die Opfer sexualisierter Gewalt. Diese müssten erneut erfahren, "dass man ihre Stimmen nicht wahrgenommen und ihre Leiden nicht ernst genommen hat, um die Institution Kirche und die Täter zu schützen". Ein "Schlag ins Gesicht" sei dies auch für all jene engagierten Katholikinnen und Katholiken, die die Kirche als eine gute Institution erfahren haben "und die trotz allem noch an ihrer Kirche festhalten".
Über Missbrauch gebe es innerhalb der Katholischen Kirche mittlerweile eine umfangreiche und sehr differenzierte wissenschaftlich-theologische Debatte, erklärte die Fakultät. Auch die Salzburger Fakultät beteilige sich auf verschiedenen Ebenen intensiv daran. Begünstigenden Faktoren für Übergriffe und deren mangelnde Aufarbeitung seien "präzise benannt, hinreichend ausgearbeitete Vorschläge zum verantwortungsvollen Umgang mit der Thematik liegen seit Jahren vor", heißt es in der von Dekan Michael Zichy ausgesandten Stellungnahme. Dieses Wissen müsse nun endlich auch zur Anwendung kommen.