Österreich sei der Weltkirche um Jahrzehnte voraus, sagte Pastoraltheologe Paul Zulehner in der „ZiB 2“ – ein Befund, den auch Waltraud Klasnic teilt. In einer Stellungnahme spricht die Leiterin der Unabhängigen Opferschutzanwaltschaft von „schweren Fehlern in der Vergangenheit“: „Statt sich der Betroffenen anzunehmen, die oft unvorstellbar Schlimmes erlebt und durchgemacht haben, wurde viele Jahre hindurch vertuscht.“ Im Gegensatz zu Ländern wie Deutschland, Schweiz oder Frankreich habe die österreichische katholische Kirche ab 2010, „als das Schweigen durchbrochen wurde“, gehandelt.
Klasnic: „Meine Bedingung war die Unabhängigkeit. Seither konnten wir 2800 Entscheidungen treffen und den Betroffenen 33,3 Millionen Euro an finanziellen und therapeutischen Hilfeleistungen zuerkennen. Seit einigen Jahren gibt es zusätzlich auch eine staatliche Heimopferrente, zumal es leider auch in vielen öffentlichen Heimen und Einrichtungen zu Gewalt und Missbrauch gekommen ist.“
Geld könne nur eine, wenn auch für viele wichtige, Geste sein und das erlittene Leid nie abgelten, so Klasnic: „Die Anerkennung der Opfer und ihrer Menschenwürde ist das Wichtigste. Entscheidend sind vor allem auch Prävention, damit Gewalt und Missbrauch künftig hintangehalten werden.“ Jeder einzelne Betroffene sei einer zu viel, ihnen müsse die besondere Zuwendung gelten: „Es kann und darf keinen Schlussstrich geben.“