Sie tanzen ohne Masken auf Tischen, trinken bei Weitem nicht nur auf ihren Sitzplätzen und grölen zur Musik von Gigi D’Agostino. Ein Partyvideo aus einem Lokal in Kitzbühel, das auf Twitter kursiert, sorgt für Aufregung. Ursprünglich hatte es Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner auf Instagram gepostet. Es wirft die Frage auf: Ebnet Après-Ski der Omikron-Welle den Weg?
Mit einer 7-Tage-Inzidenz von 3.638,1 ist Kitzbühel derzeit einer der Coronahotspots. Verstöße gegen die Maßnahmen sind im Video offensichtlich. Angesichts der Lage gelten überall strenge Regeln: Essen und trinken dürfen Gäste nur an zugewiesenen Sitzplätzen. Fürs Personal gilt Maskenpflicht und 3G. Gäste müssen genesen oder geimpft sein und Maske tragen, wenn sie ihren Platz verlassen. Sperrstunde ist um 22 Uhr.
Wie das kontrolliert wird: Vom Innenministerium sind die Landespolizeidirektionen angewiesen, ein "möglichst engmaschiges Kontrollnetz" zu organisieren. Konkret kontrolliert man im Rahmen von Streifendiensten, heißt es von der Tiroler Polizei, und durch Schwerpunktkontrollen mit Gesundheitsbehörden. Im Fall von Übertretungen erstattet man Anzeigen oder hebt Organmandate ein.
Bis zu 30.000 Euro drohen Lokalbetreiber
In Sachen Partyvideo prüft die Behörde jetzt rechtliche Schritte und die Einleitung eines Strafverfahrens gegen den Lokalbetreiber. Strafrahmen: bis zu 30.000 Euro. Die Tiroler Polizei hat die Anzeigen übermittelt, das Lokal sei "bekannt", es stehe unter "Beobachtung" und werde weiterhin regelmäßig kontrolliert. In der Vergangenheit habe es schon einige Anzeigen wegen kleinerer Vorkommnisse gegeben – zum Beispiel Nichteinhaltung der Sperrstunde. Darüber hinaus schaltet man auch die Staatsanwaltschaft ein. Gschwandtner, der das Video gepostet hatte, entschuldigte sich am Sonntag auf Instagram. Der Lokalbetreiber wollte sich noch zu nichts äußern.
Kritik für die "schwarzen Schafe" in der Gastronomie hagelte es von Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP). Sie verweist darauf, dass Betriebe, die gegen die Corona-Schutzmaßnahmen verstoßen, ihre Coronahilfen zurückzahlen müssen. Das wären im Fall des Kitzbüheler Lokals für 2021 mehr als 137.000 Euro. Das geht aus der EU-Beihilfentransparenzdatenbank hervor.
"Das Video ist ein Schlag ins Gesicht für alle Gastronomen, die sich an die Gesetze und Verordnungen halten", ärgerte sich auch Spartenobmann Mario Pulker. Laut ihm können jedoch nur die laufenden Coronahilfen für den jeweiligen Monat gestrichen werden.
Kitzbühelerin: "Überwiegende Mehrheit hält Regeln ein"
Auch aus Kitzbühel selbst ist Empörung zu vernehmen: "So etwas ist natürlich ein gefundenes Fressen für Kritiker und eine Unverantwortlichkeit seitens der Betreiber, die ich zutiefst verurteile", so Signe Resch, die neben dem Zielhang der Streif ein Hotel betreibt. Die überwiegende Mehrheit aller Hotels, Hütten und Tourismusbetriebe "hält alle Regeln streng ein, auch Maske und 2G-Regeln sind schon gut gelernt", sagt die langjährige frühere Präsidentin von Kitzbühel Tourismus. "Die einen sind die Ausnahme, aber die Mehrheit die Leidtragenden." Denn insgesamt, so Reisch, sei auch diese Wintersaison "bei Weitem noch nicht vergleichbar" mit jenen vor Corona. "Aber wir sind froh, offenhaben zu dürfen."
"Aktion scharf" bei Hahnenkammrennen
Das Video kommt gerade "rechtzeitig": Am Wochenende soll in Kitzbühel das Hahnenkammrennen stattfinden, coronabedingt "nur" mit 1000 Zuschauern. Land und Polizei haben eine "Aktion scharf" angekündigt. Die Kontrollen sollen "deutlich" erhöht werden, zusätzliches Personal wird aushelfen. In zivil und uniformiert will man "vor Ort dauerpräsent sein" und Partys verhindern, beziehungsweise sofort Strafen aussprechen oder Verfahren einleiten. Außerdem wird auf stark frequentierten Orten im Freien Maskenpflicht gelten.