Im Jahr 2020 gab es zehn Anträge nach dem Impfschadengesetz, etwa wegen FSME- oder Masernimpfungen. Im Vorjahr ist die Zahl der Anträge auf Schadenersatz wegen eines vermuteten Impfschadens in Österreich indes massiv gestiegen. Exakt 367 Österreicher haben laut Zahlen des Gesundheitsministeriums 2021 einen derartigen Antrag gestellt. Die meisten Anträge betreffen die Corona-Impfungen. Darunter befinden sich Fälle von leichten Impfnebenwirkungen, aber auch das Auftreten von Herzmuskelentzündungen oder Sinusvenenthrombosen. Ansprüche auf Leistungen nach Impfschäden werden in Österreich auf Basis des Impfschadengesetzes geregelt.
"Für die Anerkennung muss eine Wahrscheinlichkeit gegeben sein", so Impfstoffexperte und Infektiologe Herwig Kollaritsch gegenüber dem Ö1-Morgenjournal. Diese muss in einem Gutachten festgehalten sein. Laut wissenschaftlicher Lehrmeinung müsse mehr für als gegen einen Zusammenhang des Schadens mit der Impfung sprechen. "Die alleinige Möglichkeit einer Verursachung reicht nicht."
Bis zu 2700 Euro monatlich
Laut Gesetz ist eine Entschädigung von 1300 Euro vorgesehen, wenn jemand einen schweren Impfschaden ohne Dauerfolgen erlitten hat. Bei Dauerfolgen kann die Entschädigung bis zu 2700 Euro pro Monat betragen. Um Anspruch zu haben, muss die Impfung in Österreich vorgenommen worden sein. Kollaritsch: "Wenn wir jetzt 350 Anträge nach dem Impfschadengesetz haben, betrifft das etwa einen Antrag auf 50.000 durchgeführte Impfungen." Zuletzt wurde etwa "zehn bis 15 Prozent" der Anträge positiv erledigt, also etwa jeder zehnte Antrag.
Unter den Vorjahres-Anträgen seien wohl einige Impfschäden bereits bekannter möglicher Nebenwirkungen, glaubt Kollaritsch. Das sei "unter den Vektorimpfstoffen (z.B. AstraZeneca) die Sinusvenenthrombose." Bei mRNA-Impfstoffen (Biontech/Pfizer, Moderna) etwa würde es häufiger zu "harmlosen" Fällen von Herzmuskelentzündungen kommen. Tritt eine solche in zeitlicher Nähe zur Impfung mit einem mRNA-Impstoff auf, sei dies "mit hoher Wahrscheinlichkeit der Impfung zuzuschreiben". Risiko und Gefahren einer Covid-Erkrankung seien aber weit höher.