Eine Gruppe Spielsüchtige beklagt einen zu laschen Spielerschutz in Österreich. Die Casinos Austria als auch die Politik hätten wenig Interesse daran, diesen wirklich zu helfen. Einer der Betroffenen, Christoph Holubar, berichtete am Mittwoch in einer Pressekonferenz von Fällen, wo Filialleiter Spielsüchtige, die sich selbst gesperrt haben, angerufen hätte. Die Casinos weisen die Vorwürfe zurück und meinen, die wahre Motivation von Holubar zu kennen.
Holubar, der selbst viel Geld im Casino verloren hat, sagte, es gehe ihm und den anderen Mitgliedern des Vereins "Spielerhilfe" darum, dass anderen Spielsüchtigen und deren Angehörigen die Erfahrungen erspart blieben, die sie selbst gemacht haben. Viele Menschen würden an ihrer Spielsucht zugrunde gehen und ganze Familien um ihre Existenzen gebracht.
"Erfassung der Verluste oft falsch"
Holubar legte Aufzeichnungen von drei Spielern vor, wie viel Geld sie über die Jahre im Casino verloren haben. Demgegenüber stellte er die Spielerprotokolle, die die Casinos Austria führen, und die Betroffenen mittels Datenschutzauskunftsverlangen abgefragt haben. Während die Zocker selbst angaben, rund 70.000 Euro und in einem Fall sogar über 250.000 Euro verspielt zu haben, weisen die Aufzeichnungen der Casinos Gewinne von 43.800, 65.200 bzw. 423.000 Euro aus. "Die Erfassung der Gewinne und Verlust ist viel zu ungenau und oft falsch", kritisiert Holubar.
Holubar beklagt, die Casinos Austria würden Spielerschutz nicht Ernst genug nehmen, weil es dem Geschäft schaden würde. Spielsüchtige seien eine wichtige Einnahmequelle, so Holubar, der befürchtet, dass aufgrund des durch die Coronakrise ausgelöste Sparkurses der Spielerschutz noch weiter ausgehöhlt werde. Auch die Regierung habe aufgrund der hohen Steuereinnahmen aus dem Glücksspiel und der Beteiligung an den Casinos einen Interessenskonflikt.
Casinos Austria kontern: Anschuldigungen falsch
Die Casinos Austria weisen die Anschuldigungen als falsch, irreführend und verzerrend zurück. "Herr Holubar führt einen Rechtsstreit gegen die Casinos Austria und fordert einen Millionenbetrag", sagte Casinos-Pressesprecher Patrick Minar zur APA. Aus Sicht des Unternehmens dient Holubars Medienarbeit dazu, seinen Rechtsstandpunkt vor Gericht zu verbessern, indem er versuche, die Casinos Austria AG (Casag) zu diskreditieren.