Nach der Steiermark und Wien verschärfen nun angesichts steigender Infektionszahlen auch Tirol, Oberösterreich und Kärnten die Corona-Regeln. In Kärnten wird ab dem 4. November der Zugang zu Nachtgastronomie sowie zu Veranstaltungen ab 500 Personen nur mehr mit einem 2G-Nachweis möglich sein - also geimpft oder genesen. Tirol und Oberösterreich ziehen dann ab dem 8. November mit denselben Regeln nach. Alle drei Länder gaben die geplanten Verschärfungen am Freitag bekannt.
Ebenfalls bringen die Verschärfungen in den drei Ländern eine FFP2-Maskenpflicht im gesamten Handel, in Museen, Bibliotheken und Einkaufszentren - auch für Geimpfte. In Oberösterreich gilt diese bereits seit Freitag (29. Oktober), in Kärnten tritt die Vorschrift mit 4. November in Kraft, in Tirol mit 8. November. In Kinos oder Theatern sowie bei körpernahen Dienstleistern besteht in Oberösterreich aber keine Maskenpflicht, hier muss man einen 3G-Nachweis herzeigen. Zudem gab es schon bisher in zwei Bezirken - Braunau und Freistadt - Ausreisekontrollen, Gmunden folgte am Freitag als weiterer betroffener Bezirk.
Günther Platter: Maßnahmen seien "alternativlos"
Im medizinischen Bereich wie in Pflegeheimen, Krankenhäusern, Kureinrichtungen oder Arztordinationen wird in Tirol die 2,5G-Regel gelten. Dort muss man geimpft oder genesen sein oder einen negativen PCR-Test vorweisen können. Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) bezeichnete die Maßnahmen in einer Aussendung als "alternativlos". "Wir müssen in den letzten Wochen bei den Corona-Patientinnen und -Patienten in unseren Krankenhäusern leider einen Trend nach oben feststellen", erklärte er. Aktuell werden im Bundesland 82 Corona-Patienten in den Spitälern behandelt, 20 davon auf Intensivstationen. 738 Corona-Infektionen kamen in den vergangenen 48 Stunden hinzu.
Prognosemodelle würden zeigen, dass bereits Ende nächster Woche mit 30 behandelten Covid-Patienten auf den Intensivstationen gerechnet wird, argumentierte der Landeshauptmann. Laut Ärzten könne "für manche Bereiche" nicht mehr ausgeschlossen werden, dass in "absehbarer Zeit" Routine-Operationen verschoben werden müssen. Einmal mehr betonte Platter, dass die Krankenhauskapazitäten das entscheidende Kriterium bei der Beurteilung seien.
Aus Oberösterreich hieß es in einer Aussendung vom Freitag, sollte der Bund seine eigenen Maßnahmen vorziehen, werde man die landesspezifischen Maßnahmen selbstverständlich anpassen. "Die Gesundheit der Bevölkerung hat oberste Priorität", betonten Landeshauptmann Thomas Stelzer und LHStv. Christine Haberlander (beide ÖVP). "Wir wollen dazu beitragen, die Spitalskapazitäten nicht zu überlasten und einen Lockdown zu verhindern." Die zusätzlichen Schutzmaßnahmen seien notwendig und sollen die Ausgangssituation über den Winter verbessern. Zudem kündigte das Land verstärkte Kontrollen zu Halloween an. Die Polizei werde Schwerpunktkontrollen in der Gastronomie und bei Veranstaltungen durchführen. Kinder, die von Haus zu Haus ziehen, um Süßigkeiten zu sammeln, würden selbstverständlich nicht kontrolliert. Der Krisenstab appellierte zudem noch einmal an die Bevölkerung, "das umfassende, niederschwellige und kostenlose Impfangebot in Oberösterreich wahrzunehmen."
"Kontrolle der Maßnahmen werden intensiviert"
Aus Kärnten hieß es am Abend, mit den Verschärfungen knüpfe das Land "an die Empfehlungen der Corona-Kommission an, die empfiehlt, Maßnahmen aus dem geplanten österreichischen Stufenplan bei steigender Belegung der Intensivbetten vorzuziehen". Nachtgastronomie und Großveranstaltungen dürfen nur mehr von geimpften und genesenen Personen betreten werden, außerdem werde "die Kontrolle der gesetzten Maßnahmen intensiviert".
Mit den Verschärfungen greifen die Länder dem 5-Stufenplan der Bundesregierung vor, der sich an der Auslastung der Intensivstationen orientiert. Aktuell befindet sich Österreich mit 280 Corona-Intensiv-Patienten (Stand Freitag) in Stufe eins. Stufe zwei dürfte aber demnächst erreicht werden, denn diese greift ab einer Auslastung von 15 Prozent bzw. 300 Corona-Patienten an den Intensivstationen. Sieben Tage danach gilt dann österreichweit in der Nachtgastronomie (und "ähnlichen Settings") sowie bei Veranstaltungen ohne zugewiesene Sitzplätze mit mehr als 500 Personen die 2G-Regel. Außerdem sind in Stufe zwei Antigentests mit Selbstabnahme ("Wohnzimmertests") nicht mehr als Nachweis für Bereiche mit 3G-Eintrittsregel gültig.
Stufe drei tritt ab einer Auslastung von 20 Prozent (400 Betten) an den Intensivstationen in Kraft - und zwar sofort bei Überschreitung des Grenzwertes. Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) rechnet damit, dass dies bereits Ende nächster Woche so weit sein dürfte, wie er laut ORF-"ZiB1" am Freitagabend erklärte. In Bereichen mit 3G verliert der Antigentest dann in ganz Österreich seine Gültigkeit. Zutritt haben dann überall nur mehr Geimpfte, Genesene oder Personen mit aktuellem PCR-Test ("2,5G-Regel").