Am späten Mittwochnachmittag wurde in einem Einfamilienhaus in Deutsch-Brodersdorf in der Marktgemeinde Seibersdorf (Bezirk Baden in Niederösterreich) die Leiche einer 43-Jährigen gefunden. Ersten Ermittlungen zufolge dürfte die Frau erwürgt oder erdrosselt worden sein. Die Staatsanwaltschaft habe bereits eine Obduktion zur Klärung der Todesursache angeordnet. Die Hinweise auf ein Gewaltverbrechen hätten sich bestätigt, teilte Polizeisprecher Raimund Schwaigerlehner noch Donnerstagfrüh mit. Ermittelt wird nun wegen des Verdachts auf Mord.
Als tatverdächtig gilt der 44-jährige Lebensgefährte. Ein Wiener Polizist, der als Drogenfahnder tätig ist und sich seither auf der Flucht befindet. Mehr als 80 Beamte der umliegenden Dienststellen sind bei der groß angelegten Fahndung beteiligt. Das Auto des 44-Jährigen haben die Polizisten in einem Windschutzgürtel in Moosbrunn (Bezirk Bruck an der Leitha) entdeckt. Die großflächige Suche gestalte sich allerdings sehr schwierig, da das weitläufige Gebiet dicht bewachsen sei, berichtet Polizeisprecher Johann Baumschlager.
22 Frauen in Österreich getötet
Mit dem jüngsten Fall wurden in Österreich 22 Frauen in nur einem Jahr durch männliche Gewalt getötet. „Österreich ist das einzige Land in Europa, in dem es mehr weibliche als männliche Mordopfer gibt. Was muss noch passieren, damit die Regierung endlich handelt und Gewaltschutz zur obersten Priorität erklärt?“, reagierte Klaudia Frieben, Vorsitzende des Österreichischen Frauenrings.
Erst am Montag gab Sozialminister Wolfgang Mückstein (Grüne) das Maßnahmenpaket zur Gewaltprävention bekannt, welches unter anderem Anti-Gewalt-Trainings oder Schlafstellen beinhaltet. „Wenn Frustration und Angst in Aggression umschlagen, gilt es, Männern und Burschen einen Ausweg aufzuzeigen, der nicht in Gewalt mündet“, so Mückstein.
Ein weiterer Teil davon ist der Männernotruf, der vom Bund ab sofort pro Jahr mit 350.000 Euro gefördert wird und vor allem in Krisensituationen Abhilfe schaffen soll: „Es rufen vorwiegend jene Männer bei uns an, die sich in einer akuten Trennungsphase befinden und mit den daraus resultierenden Folgen zu kämpfen haben“, erklärt Manfred Kummer von der Männerberatung.
56 Anrufer an nur einem Tag
Seit Anfang der Woche hat es pro Tag bis zu 56 Anrufer aus ganz Österreich gegeben. Den Großteil machen Männer aus, etwa zehn Prozent sind Partnerinnen oder Familienmitglieder, die Hilfe suchen. Die Beratung endet in den meisten Fällen nach einem Erstkontakt. Nur wenige Anrufer nehmen an Anti-Gewalt-Trainings teil. Michaela Gosch, Leiterin der Frauenhäuser Steiermark, betont, dass neben dem Opferschutz vor allem auch die Täterarbeit wichtig ist.
Aus diesem Grund sind künftig Übergangswohnungen für Gefährder an mehreren Standorten geplant. Für schutzsuchende Frauen konnten bereits zwölf Wohnungen – inklusive Betreuung – mit dem Fördergeld errichtet werden. Die Auslastung der Frauenhäuser liegt bei 90 Prozent, was laut Gosch einem Durchschnittswert entspricht.