An der burgenländisch-ungarischen Grenze sind am Dienstag zwei Flüchtlinge tot in einem Kleinbus entdeckt worden. Die beiden Männer dürften die Schlepperfahrt über die Grenze nicht überlebt haben, bestätigte ein Sprecher der Landespolizeidirektion Burgenland. 26 weitere Personen wurden aufgegriffen. Nach dem Schlepper wurde im Lauf des Nachmittags gefahndet.
Soldaten des Bundesheeres hatten das Fahrzeug laut Polizei in der Siegendorfer Puszta (Bezirk Eisenstadt-Umgebung) angehalten und kontrolliert, weil es ihnen verdächtig vorgekommen war. Der Lenker des Kleinbusses flüchtete. Es wurde eine groß angelegte Fahndung eingeleitet, an der auch Einsatzkräfte aus Ungarn beteiligt waren. Der Lenker war auch gegen 15.30 Uhr noch flüchtig.
Die beiden Männer dürften sich laut Polizei schon vor der Fahrt in einem schlechten körperlichen Zustand befunden haben, bevor sie starben. Den anderen Flüchtlingen sei es den Umständen entsprechend gut gegangen. Die 26 Männer benötigten keine ärztliche Hilfe. Sie wurden mit Wasser versorgt.
Wie ein Polizeisprecher gegenüber der APA erklärte, habe es sich bei den Migranten um Syrer und Kurden gehandelt, im Fahrzeug waren keine Frauen und Kinder. Welche Nationalität die beiden ums Leben gekommenen Männer hatten, konnte er noch nicht sagen. Die aufgegriffenen Flüchtlinge wurden am Dienstagnachmittag zu den Vorgängen bei der Schlepperfahrt als Zeugen befragt. Hierzu war auch ein Dolmetscher an Ort und Stelle.
Traurige Erinnerungen geweckt
Der Fall weckt traurige Erinnerungen an die Flüchtlingstragödie in Parndorf. Am 26. August 2015 kamen 71 Menschen in einem Kühlwagen ums Leben. Ihre Leichen wurden einen Tag später im luftdicht verschlossenen Laderaum des Kleintransporters gefunden.
Schlepper ohne Rücksicht auf Menschen
Durch die verstärkten Gegenmaßnahmen an der Grenze zu Ungarn hätten die Schlepper ihr Vorgehen geändert und würden die Flüchtlinge mittels Klein-Lkw und Vans direkt nach Österreich bringen, sagte Gerald Tatzgern, Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Schlepperkriminalität im Bundeskriminalamt, im APA-Gespräch. Dies sei eine sehr gefährliche Methode - "und sie nehmen keine Rücksicht auf die Migranten".
Derzeit werden in Österreich mehrere hundert Flüchtlinge pro Woche aufgegriffen, dieses Jahr bereits rund 30.000 - womit man auf dem Niveau von 2014 angekommen sei. "Das Burgenland ist absoluter Schwerpunkt", betonte Tatzgern. Dies sei der Grenze zu Ungarn geschuldet, über das die Balkanroute führt. Jene, die über Slowenien kommen, würden nach Italien wollen.
Bis vor kurzem sammelten sich die Migranten in Ungarn, um über die Grüne Grenze ins Burgenland zu gelangen. Dem habe man durch die verstärkten Kontrollen einen Riegel vorgeschoben, weshalb die Schlepper die Menschen nun mit Fahrzeugen ins Land bringen, eine "sehr gefährliche Methode", wie man nun bei der jüngsten Tragödie gesehen hat.
Was die Fahrer und Schlepper betrifft, gehören diese alle zu größeren Strukturen, die das lukrative Geschäft kontrollieren. Beim Transport per Lkw bzw. Klein-Lkw gehen die Kriminellen sehr professionell vor, indem sie Voraus-Fahrzeuge einsetzen, die vor Bundesheer oder Polizei warnen und so die folgenden Migranten abschirmen. Im Gegenzug hat man bereits auf ungarischer Seite verdächtige Lastwagen bei den Sammelpunkten im Visier, was sich als sehr effektiv erwiesen habe.
Warum die Migranten versuchen, die heimischen Behörden zu umgehen, habe den Grund darin, dass Österreich gar nicht ihr Zielland ist und sie sich deshalb nicht hierzulande registrieren lassen wollen. Die meisten würden laut Tatzgern nach Deutschland, die Niederlande, Belgien oder Schweden wollen.