Nachdem am gestrigen Dienstag ein Mann zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, weil er seine Partnerin brutal ermordet hat, wurde der Ruf nach besserem Opferschutz und mehr Aufklärung wieder laut. "Einmal mehr muss hier die dringende Frage gestellt werden, warum die junge Frau nicht geschützt werden konnte und warum der Mord nicht verhindert werden konnte", betonen die Autonomen Österreichischen Frauenhäuser, FEM.A und die Allianz GewaltFREI leben in einer Aussendung.
Speziell dieser Mord zeige sehr deutlich die Lücken und Defizite im Opferschutz und das Versagen der Behörden auf, die für den Opferschutz zuständig sind. "Morde an Frauen kündigen sich an – das gewalttätige Verhalten des Täters war allen wichtigen Behörden bekannt. Schon 2017 wurde er, als er gegen seine frühere Partnerin gewalttätig war, verurteilt und bekam auch Bewährungshilfe." Der Täter hat schon seine damalige Freundin mit dem Umbringen bedroht, gewürgt und körperlich verletzt.
Täter müssen zur Beratung
Ab dem 1. September tritt die Novelle des Sicherheitspolizeigesetzes in Kraft. Darin wird eine verpflichtende Gewaltpräventionsberatung vorgeschrieben. In der Steiermark übernimmt diese Tätigkeit der Verein "Neustart". Vorgesehen ist eine verpflichtenden Beratung im Umfang von sechs Stunden.
Sowohl Susanne Pekler von "Neustart" als auch Marina Sorgo vom Gewaltschutzzentrum Steiermark und Michaela Gosch vom Frauenhaus Graz nannten die verpflichtende Beratung nach Wegweisungen und Betretungsverboten einen wichtigen Lückenschluss. Bisher wurden zwar die Opfer kontaktiert und ihnen Hilfe angeboten, aber wichtig sei auch, dass mit den Tätern, in rund neun von zehn Fällen sind es Männer, gearbeitet wird. Die Kosten werden vom Bund übernommen, und wenn die Täter sich nicht innerhalb von fünf Tagen melden, werden sie vorgeladen und es droht ihnen eine Verwaltungsstrafe. Es werden alleine in der Steiermark rund 1000 Fälle pro Jahr erwartet, vorwiegend Männer.
Laut Landespolizeidirektor Ortner zählt die Kriminalstatistik pro Jahr in der Steiermark aktuell rund 2000 Fälle von Gewalt im privaten Umfeld, großteils Körperverletzungen. Doch die Dunkelziffer dürfte hoch sein, da viele Opfer keine Anzeige erstatten.
Die Stadt Wien und Spar haben im August eine Info-Offensive gestartet. Der Lebensmittelhändler informiert über den Kassabon niederschwellig über Notrufnummern für von Gewalt betroffene Frauen. "Es ist wichtig, dass Frauen in einer Notsituation möglichst schnell und unbürokratisch Hilfe bekommen - und zwar rund um die Uhr. Je öfter auf die Notrufnummern hingewiesen wird, umso besser", betonte Frauenstadträtin Kathrin Gaal. "Holen Sie Hilfe und rufen Sie an! Gewalt gegen Frauen hat in unserer Stadt keinen Platz!"