Laut einer aktuellen Erhebung des SORA-Instituts im Auftrag des sozialliberalen Momentum-Instituts befinden sich neun von zehn befragten Arbeitslosen mit unter 1.200 Euro monatlichem Einkommen klar unter der Armutsgrenze (2021 lag sie bei 1.328 Euro für einen Ein-Personen-Haushalt). 97 Prozent müssen seit ihrem Job-Verlust mit weniger als 1.400 Euro netto im Monat auskommen, ergab die repräsentative Befragung unter 1.214 arbeitslosen Personen.
Finanziell besonders hart trifft es jene Menschen, die bereits vor ihrer Arbeitslosigkeit ein geringes Einkommen hatten: 63 Prozent der befragten Arbeitslosen verdienten im letzten Job weniger als 1.400 Euro netto pro Monat. Die geringe Einkommensersatzrate des Arbeitslosengeldes (55 Prozent des vorherigen Nettoeinkommens) ist besonders für Menschen mit schlecht bezahlten Jobs ein Problem, so Momentum-Leiterin Barbara Blaha in einer Stellungnahme gegenüber der APA.
Ursachen findet man zum Teil vor Arbeitslosigkeit
Auch die Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen werden im Arbeitslosengeld deutlich. 52 Prozent der Frauen ohne Kind erhalten laut SORA-Erhebung ein Arbeitslosengeld von maximal 800 Euro pro Monat. Bei Männern ohne Kind sind es nur 30 Prozent. Noch deutlicher fällt der Unterschied bei Eltern aus: Während 55 Prozent aller Mütter maximal 800 Euro erhalten, sind es bei den Vätern nur 14 Prozent.
Auch weist die Erhebung laut Momentum darauf hin, dass das Arbeitslosengeld in vielen Fällen in seine Funktion der Existenzsicherung versage: Drei von vier befragten Arbeitslosen müssen auf weitere Strategien zur Existenzsicherung zurückgreifen. Mehr als die Hälfte aller Arbeitslosen (58 Prozent) braucht zusätzlich zum Arbeitslosengeld auch eigene Ersparnisse auf, sofern vorhanden. Andere sind auf Gelegenheitsarbeiten angewiesen. Ein Viertel aller Arbeitslosen muss Freunde oder Familienmitglieder um Geld bitten. Als einen "wesentlichen Beitrag zur Existenzsicherung" würde Blaha eine Anhebung des Arbeitslosengelds auf mindestens 70 Prozent Nettoersatzrate ansehen.
Die Ursachen für die Armutsgefährdung findet man zum Teil aber bereits schon vor der Arbeitslosigkeit. In einigen Branchen seien die Löhne so gering, dass auch die Beschäftigten bereits als armutsgefährdet gelten. Besonders betroffen sind laut der Erhebung Beschäftigte im Produktions- und Dienstleistungssektor.