Die von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) regelmäßig vermessenen Gletscher in den Hohen Tauern starteten mit bis zu 20 Prozent mehr Schnee in das Sommerhalbjahr als im Durchschnitt der vergangenen 20 Jahre. Im Rahmen des Gletscherbeobachtungsprogramms werden jedes Jahr im Frühling die Gletscher am Hohen Sonnblick (Goldbergkees und Kleinfleißkees) vermessen. Anschließend wird die Massenbilanz berechnet.

Um den Massenzuwachs im vergangenen Winter zu berechnen, wurde im Frühling an rund 400 Punkten am Gletscher die Schneehöhe mit Sonden gemessen. An weiteren fünf Positionen wurden Schneeschächte gegraben und die Schneedichte und die -temperatur erhoben. Die mittlere Schneehöhe lag heuer im Frühling am Goldbergkees bei 480 Zentimeter und am Kleinfleißkees bei 420 Zentimeter. Aus den gemessenen Höhen und den Dichten wurde berechnet, welche Masse an Wasser in der Schneedecke enthalten ist.

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"Der Massenzuwachs am Goldbergkees liegt bei zehn Prozent über dem Durchschnitt der letzten 20 Jahre und entspricht einer Wassersäule mit einer Höhe von 1.900 Millimeter", sagte ZAMG-Gletscherforscher Anton Neureiter. Das Kleinfleißkees gewann vergangenen Winter 20 Prozent mehr Masse als in einem durchschnittlichen Winter. Das entspricht einer Wassersäule mit 1.720 Millimeter Höhe.

"Für die langfristige Entwicklung der Gletscher in Österreich ist aber die Witterung im Sommer wichtiger als im Winter", erklärte Gletscherexperte Neureiter. "Entscheidend ist, ob gelegentliche Kaltlufteinbrüche im Sommer auf den Gletschern Schnee bringen. Denn eine frische, sehr weiße Schneedecke reflektiert die Sonnenstrahlen zu fast 100 Prozent und kann den Gletscher bis zu einer Woche vor dem Schmelzen schützen. Ein Gletscher ohne Neuschnee ist hingegen viel dunkler, nimmt daher viel Sonnenstrahlung auf und kann in einer Woche bis zu einem halben Meter Eisdicke verlieren. Jetzt Anfang August 2021 liegt die Schneehöhe am Sonnblick mit 156 Zentimeter knapp unter dem 30-jährigen Mittel von 180 Zentimeter", so Neureiter.

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Vorzeigeprojekt aus Österreich

Die regelmäßige Ermittlung der Massenbilanz der Gletscher in der Sonnblick-Region und der Pasterze durch die ZAMG sind mittlerweile ein Vorzeigeprojekt für ein standardisiertes Monitoring im Global Cryosphere Watch Programm der Weltorganisation für Meteorologie (WMO). Die Methoden werden ständig weiter entwickelt, zum Beispiel durch den Einsatz von Drohnen.