Am Dienstag schlüpfte der Chemieprofessor Andreas Fath in einen Neoprenanzug, sprang in die Wiener Donau und schwamm eine Stunde mit kräftigen Zügen stromabwärts. Die Aktion ist ein Test für eine Donaudurchschwimmung vom Schwarzwald bis zur Mündung im Schwarzen Meer im Frühjahr 2022. Den ganzen Strom entlang wird Fath Proben nehmen und nach Mikroplastik sowie anderen Verunreinigungen untersuchen. Freilich will er damit auch auf die Gewässerverschmutzung aufmerksam machen.
Fath forscht und lehrt Chemie an der Hochschule Furtwangen (Deutschland), nahe der Breg, die einer der Quellflüsse der Donau ist. Er ist in Deutschland als "schwimmender Professor" bekannt, weil er schon den Rhein durchschwommen hat, und dort ebenfalls Gewässerproben nahm, um sie zu untersuchen. Die Donau ist allerdings mit rund 2.850 Kilometern mehr als doppelt so lang wie der Rhein. Dafür fließt sie im Durchschnitt fast ein Drittel schneller, erklärte er der APA. Für die Durchschwimmung ab Ende April des kommenden Jahres plant er acht bis neun Wochen ein, in denen er täglich mehr als 50 Kilometer weit kommen will.
"Ich bin als Schwimmer selbst ein Messgerät", sagte Fath. Er wird eine Kunststoffmembran mit ein paar Zentimetern Durchmesser an seinem Neoprenanzug tragen. "Sie sammelt so wie Mikroplastik Schadstoffe ein", erklärte er. Sie lagern sich daran teils in größerer Konzentration an, als im freien Wasser, und werden dadurch manchmal erst messbar. Das macht auch einen Teil der Schädlichkeit des Mikroplastiks in den Gewässern aus. "Sie gelangen dann in die Mägen der Wasserlebewesen, denn manche von ihnen wie der Barsch fressen diese Teilchen sogar lieber als ihre natürliche Nahrung", so der Forscher. Am Plastik sind wohl Additive mit einem besonderen Aroma angehaftet, das die Fische in die Irre lockt.
Im Wasser lauert die Gefahr
"Mikroplastik ist also ein Träger für den Eintrag von Giftstoffen in unsere Nahrungsquellen schlechthin", sagte Fath. Da ein hoher Anteil der Menschen weltweit ihren Proteinbedarf aus den Weltmeeren decken, sieht er deshalb ein Ernährungsproblem auf einen großen Teil der Menschheit zukommen. Zu diesen bedenklichen Stoffen in den Flüssen, die Fath in der Donau nachweisen wird, gehören mehr als 100 Substanzen, "die der Mensch so freisetzt, und die von wenigen Kläranlagen zurückgehalten werden, wie Korrosionsschutzmittel aus Spülmaschinen, Antibiotika, Hormone, Kontrastmittel, Weichmacher, sogenannte polyzyklische Aromaten und perfluorierte Tenside". Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe sind krebserregend und perfluorierte Tenside lösen wahrscheinlich Schilddrüsenerkrankungen sowie Krebserkrankungen aus und schädigen Ungeborene im Mutterleib.