Der gebürtige Chinese hatte am 28. September 2012 in Wien- Alsergrund eine Frau überfallen, als diese die Einnahmen ihres Bruders zur Bank bringen wollte. Der Angeklagte hatte für den Geschäftsmann Gelegenheitsarbeiten erledigt und wusste daher, dass die Tageslosung teilweise beträchtlich ausfiel.

Der Anklage zufolge passte der Mann die Frau in seinem Pkw ab, setzte sich eine selbst gebastelte Maske auf, als sie das Fahrzeug passierte, folgte ihr und schlug ihr ausgerechnet an ihrem 26. Geburtstag von hinten den Holzstiel mit voller Wucht auf den Kopf.

Die junge Frau ließ sich die Handtasche, in der sich 15.200 Euro befanden, trotzdem nicht einfach entreißen. Sie wehrte sich, worauf der maskierte Räuber "eine völlige Brutalität, die fassungslos macht" an den Tag legte, wie Staatsanwalt Martin Ortner den Geschworenen darlegte. Er prügelte mit dem Holzstück auf die Frau ein, bis dieses in zwei Teile zerbrach, und stieß ihr einen Teil in den Mund. Obendrein stach er mit einem Messer auf die 26-Jährige ein und fügte ihr laut Gerichtsmedizinerin Elisabeth Friedrich mindestens 20 Schnitt- und Stichverletzungen zu, wovon eine mit Lebensgefahr verbunden war, da sie die Brusthöhle eröffnete.

Passant rettete das Opfer

Ein Passant hörte die Hilfeschreie der Frau, eilte herbei und verständigte die Rettung. Der Täter setzte sich ins Ausland ab, wo er weitere Straftaten beging. Nach Verbüßung einer vierjährigen Haftstrafe in Frankreich wurde er im Dezember 2020 an die Wiener Justiz ausgeliefert - seine DNA-Merkmale legten nahe, dass er für das in der Bundeshauptstadt begangene Verbrechen verantwortlich war.

Überdies hatte ihn die überfallene Frau eindeutig identifiziert, denn es war ihr seinerzeit gelungen, dem Räuber die Maske vom Gesicht zu ziehen. Sie hatte im Angreifer einen Mitarbeiter ihres Bruders erkannt. Neben den körperlichen Folgen machen der mittlerweile 34-Jährigen nach wie vor auch die psychischen Auswirkungen des Verbrechens zu schaffen. Ihr linkes Handgelenke musste mehrfach operiert werden, ein weiterer Eingriff ist erforderlich, außerdem laboriert sie an einer posttraumatischen Belastungsstörung.

"Wollte nur rauben, nicht töten"

"Ich bin ganz vernünftig, ich töte niemanden", lautete die Verantwortung des Angeklagten. Er habe seinerzeit Geld gebraucht, weil sein Vater in China erkrankt war und er für die Kosten für die Behandlung aufkommen sollte. Deshalb habe er sich zum Überfall entschlossen: "Ich wollte nur rauben, nicht töten." Das Messer habe er ursprünglich gar nicht verwenden wollen: "Ich wollte der Frau nur Angst einjagen." Sie habe sich jedoch an ihm festgeklammert, ihre Tasche nicht losgelassen, da habe er "zugeschlagen". Schließlich sei er selber zu Sturz gekommen und auf sie gestürzt, da müsse er sie mit der Klinge schwerer verletzt haben.

Die Verhandlung wird am 30. August mit der Einvernahme der 34-Jährigen Frau fortgesetzt. Auch ein DNA-Gutachten soll dann noch erörtert werden.