Für Ärztekammer-Vizepräsident Johannes Steinhart ist es "das falsche Signal und zudem völlig unnötig". Die Pandemie sei noch längst nicht vorbei. Die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte würden weiterhin aufwändige Maßnahmen betreiben, um die Ordinationen zu sicheren Orten zu machen, sagte Steinhart in einer Aussendung.
Der Obmann der niedergelassenen Ärzte erinnerte daran, dass die telefonische Krankschreibung auch im vorigen Sommer schon beendet worden sei und dies dann einige Monate später wieder korrigiert werden musste. "Durch dieses sinnlose Hin-und-Her wurden Patientinnen und Patienten unnötig verunsichert", sagte Steinhart, der ergänzte: "Ich kann die latente Abneigung des ÖGK-Wirtschaftsflügels gegen die telefonische Krankschreibung überhaupt nicht nachvollziehen." Alle Erfahrungen und Statistiken hätten klar dokumentiert, dass alle sehr verantwortungsvoll damit umgegangen seien. "Weder gab es einen Anstieg der Krankenstände - die Zahl ist sogar gesunken -, noch gab es Missbrauchsfälle oder auch nur Missbrauchsversuche." Die telefonische Krankschreibung habe sich also im Sinne der Patientensicherheit und des Patientenservice vollständig bewährt. Steinhart appellierte deshalb an die ÖGK-Spitze, "nicht schon wieder den Fehler aus dem Vorjahr zu begehen, sondern endlich die Sicherheitsbedürfnisse der Patientinnen und Patienten und auch der Ärztinnen und Ärzte ernst zu nehmen."
Die ÖGK wies diese Kritik zurück. Nachdem mit 1. Juli auch zahlreiche Corona-Einschränkungen aufgehoben wurden, spreche aus epidemiologischer Sicht nichts dagegen, für eine Krankmeldung wieder den Arzt aufzusuchen. Sollte es aufgrund epidemiologischer Entwicklungen notwendig werden, könnte die telefonische Krankschreibung aber mittels Obmannverfügung jederzeit wieder eingeführt werden, hieß es in einer Stellungnahme der Gesundheitskasse.