"Stoppt Femizide - Aktion in Gedenken an Bircan" lautet die Initiative, die für heute vor dem Landesgericht Innsbruck angesetzt ist. Ein Infostand mit Broschüren und Flyern wird aufgebaut, es soll Kundgebungen und eine Demonstration geben.
"Der gefährlichste Ort für Frauen ist nicht etwa der öffentliche Raum, sondern die eigenen vier Wände. Immer noch ist bei Frauenmorden von Beziehungsdramen die Rede. Selten wird das brutale System dahinter thematisiert", betonen die Initiatoren des Protestes, Melike Tohumcu und Alena Klinger. "Der 23. Juni wird in Gedenken an Bircan als Protesttag gegen Femizide in Innsbruck stattfinden."
Die 31-jährige Bircan aus Imst war im Juni des Vorjahres als vermisst gemeldet worden. Mehrere Suchaktionen waren die Folge - bis ihr eigener Ehemann unter Tatverdacht geriet und schließlich verhaftet wurde. Der 34-Jährige soll seine Frau im Zuge eines heftigen Streits gewürgt, mit einem Poster erstickt und ihre Leiche dann in den Inn geworfen haben.
Ehemann ist geständig
Hintergrund des Streits waren finanzielle Probleme. Der Angeklagte bekannte sich vor Gericht schuldig. Seit dem Jahr 2018 habe es immer wieder heftige Streitigkeiten zwischen den Eheleuten gegeben, schilderte der 34-Jährige. Grund dafür waren immer die finanziellen Probleme des Paares. In der Tatnacht war es dann wieder zu einem heftigen Streit gekommen. Seine Frau habe ihn beschimpft und er wollte das einfach nicht mehr hören, sagte der 34-Jährige. Nach gegenseitigen Handgreiflichkeiten habe er schließlich ihren Hals gefasst und zugedrückt, sagte der Angeklagte unter Tränen aus.
"Ich habe zugedrückt, bis sie sich nicht mehr bewegt hat. Wie lange das war, weiß ich nicht", schilderte der Beschuldigte. Dann habe er zu ihr gesagt, dass sie wieder aufstehen soll und jetzt keinen Blödsinn machen soll. "Aber sie hat sich nicht mehr gerührt", schluchzte der 34-Jährige. Weil ihre Augen offen waren, habe er ihr dann noch einen Polster "auf das Gesicht gelegt". Dass das Würgen des Halses nicht todesursächlich war, habe er erst viel später aus der Anklageschrift erfahren, beteuerte der Angeklagte. Anschließend habe er den leblosen Körper in sein Auto gebracht und sei zum Inn gefahren. An einer Brücke habe er sie dann in den Fluss geworfen.
Noch falsche Fährte gelegt
Die 31-Jährige galt zunächst als verschwunden. Der Angeklagte selbst hatte sie als vermisst gemeldet und zuvor noch Nachrichten von ihrem Handy verschickt, die auf einen Selbstmord hindeuten sollten. Sowohl die Schwester, als auch die beste Freundin des Opfers hätten aber gesagt, dass an den Nachrichten etwas nicht stimme, weil die 31-Jährige so nicht schreibe, erklärte die Staatsanwältin.
Erst einige Tage nach der Tat, als der Druck aus dem familiären Umfeld auf den 34-Jährigen immer größer wurde, legte er schließlich ein Geständnis ab. "Ihnen sitzt ein gebrochener Mensch voller Selbstverachtung gegenüber", sagte Verteidiger Markus Abwerzger in seinem Eröffnungsplädoyer in Richtung der Geschworenen. Die Leiche der 31-Jährige wurde schließlich erst mehr als eine Woche nach ihrem Verschwinden im Inn gefunden.
Urteil ist gefallen
Der 34-Jährige wurde nach kurzer Beratung der Geschworenen zu 20 Jahren Haft verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Daniele Marcher