Gut 17 Prozent der österreichischen Bevölkerung rauchen täglich, daran dürfte auch die Pandemie nach aktuellem Erkenntnisstand wenig geändert haben. Auswirkungen auf das Rauchverhalten im Land hatten Anti-Corona-Maßnahmen und pandemiebedingte Mehrbelastungen laut Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) aber durchaus.
"Wir haben beobachtet, dass im ersten Lockdown rund 15 Prozent der täglichen Raucher weniger geraucht haben, zugleich haben aber etwa ebenfalls 15 Prozent mehr geraucht", erklärt Martin Busch vom Kompetenzzentrum Sucht der GÖG. "Bei jenen, die mehr geraucht haben, waren Frauen überrepräsentiert." Das erklärt Busch damit, dass Frauen zum Teil stärker von der Krise getroffen wurden - Stichwort Home Schooling.
Rauchen ist nicht nur die am weitesten verbreitete Sucht in Österreich, auch im europäischen Vergleich liegen wir über dem Durchschnitt. Genauer gesagt sind es laut Busch auch hier die Raucherinnen, die im Spitzenfeld liegen, während sich die Zahl der männlichen Raucher im EU-Schnitt bewegt.
Riesen-Potenzial bei der Entwöhnung
Warum das Rauchen hierzulande immer noch vergleichsweise populär ist, lässt sich laut Busch nicht erklären. Klar ist aber, dass mehr für erfolgreiche Entwöhnung getan werden muss. Immerhin ist das Rauchen für 15 Prozent aller Todesfälle in Österreich verantwortlich. "Über ein Drittel der täglichen Raucher hat 2020 versucht, aufzuhören – und ist gescheitert. Hier gibt es ein Riesen-Potenzial, diese Menschen stärker zu unterstützen, damit ihnen die Entwöhnung gelingt", betont Busch.
Das liege natürlich auch im Interesse des Staates: "Wenn man die Folgekosten des Rauchens mit jenen der erfolgreichen Rauchentwöhnung vergleicht, so ist man bei der Entwöhnung sicherlich deutlich billiger dran, auch wenn diese stationär erfolgt" sagt der Experte.
Die gute Nachricht: Langfristig wird immer weniger geraucht. In der jüngeren Vergangenheit hat man vor allem bei Jugendlichen einen Konsumrückgang beobachtet. Wenn auch Sie das Rauchen aufgeben wollen, rät Busch: "Wenden Sie sich an das Rauchfrei Telefon (0800 810 013 - rauchfrei.at). Dort wird man entsprechend beraten und weitervermittelt. Aber man sollte sich unbedingt Hilfe holen. "Ohne Hilfe schaffen es die Wenigsten."
Matthias Reif