Am Mittwoch hat Österreich größere Öffnungsschritte erlebt - von der Gastronomie über die Hotellerie bis zu vielen Freizeitbetrieben sind viele Branchen erstmals seit mehr als sechseinhalb Monaten wieder geöffnet. Während man in Lokalen am Tisch oder während der Sportausübung beispielsweise im Fitnessstudio die Maske bereits abnehmen kann, gehört sie anderen Bereichen quasi noch fix zum Outfit.

Doch das könnte sich bald ändern, meint Komplexitätsforscher Peter Klimek von der Meduni Wien im ORF. Er verweist auf Beispiele in Israel und Großbritannien, wo die Infektionsketten bei einer Vollimmunisierungsrate von 40 bis 50 Prozent sehr gut unterbrochen worden seien und daher "das Infektionsgeschehen stark zurückgedrängt wurde".

In "Wien heute" urteilte der Wissenschaftler, dass die Maske schon bald in vielen Bereichen abgelegt werden könnte: "Wenn wir so eine Situation in Österreich schaffen, das ist realistisch, dass wir im Juni dahinkommen, dann kann man natürlich weitere Öffnungsschritte vornehmen und so Schutzmaßnahmen wie das Masketragen auch auf Bereiche beschränken, wo man sehr sensibel sein muss und wo es ein höheres Risiko gibt, wie etwa Spitäler".

Tirol bei Vollimmunisierung vorn, Steiermark ist Schlusslicht

In Österreich haben laut Daten des Gesundheitsministeriums derzeit knapp 15 Prozent der impfbaren Bevölkerung einen vollständigen Impfschutz - das heißt, die Betroffenen haben beide Impfdosen erhalten. Gut 7,5 Millionen Landsleute über 16 Jahren dürfen sich aktuell impfen lassen, über 40 Prozent von Ihnen haben die erste Spritze bereits erhalten. Die meisten Vollimmunisierten gibt es derzeit in Tirol (16,9 Prozent) und Niederösterreich (16 Prozent), die wenigsten in der Steiermark (9,1 Prozent) und Vorarlberg (11 Prozent) - das geht zumindest aus den Eintragungen im e-Impfpass Donnerstagmittag hervor.

Trotz Öffnungen rechnet Klimek übrigens mit keinem rasanten Anstieg des Infektionsgeschehens in Österreich. Man könnte die Lage noch besser in den Griff bekommen, wenn sich die Testverweigerer öfter testen lassen würden: "Dann findet man mehr Infektionsfälle. Aber das ändert nichts an der Infektionsdynamik. Es sollten dann in den nächsten Wochen die Zahlen nicht ansteigen, sondern die Situation insgesamt weiter stabil bleiben". Laut Daten der Uni Wien ging im April ein Viertel der Österreicher nie testen.

Gewerkschaft für MNS bei Handelsangestellten

Unterdessen plädierte die Gewerkschaft für Privatangestellte am Donnerstag darauf, dass künftig wieder einen Mund-Nasen-Schutz (MNS) für Handelsangestellte ausreichen sollte. Die gesetzliche Basis dafür sei schon vor Monaten geschaffen worden, aufgrund der guten Infektionslage könne sie nun umgesetzt werden, hieß es von der  für den Handel zuständigen Gewerkschaftssekretärin Anita Palkovich. Hintergrund ist vor allem, dass die FFP2-Maske für Mitarbeiter beim Verräumen von Obst oder anderen Waren sowie beim Kassieren eine enorme Belastung darstelle.