Bei einer weiteren Überprüfung durch die AGES hat sich herausgestellt, dass bisher rund 50 Fälle der Fluchtmutation B1.1.7.-E484K in Tirol doch nicht dieser Virusvariante zuzuordnen sind. Die HG Pharma, die für das Land Tirol PCR-Tests auswertet, hatte die Vorsequenzierungen durchgeführt, um festzustellen, ob bei einer Probe ein Mutationsverdacht besteht. Manchmal würden rückwirkend Ergebnisse korrigiert - laut AGES ein "Standard-Prozedere", hieß es am Dienstag zur APA.
Wert vom Labor zu hoch angenommen
Der Mutationsverdacht, der aufgrund der Vorsequenzierung bestehe, könne sich "im Rahmen der Sequenzierung bestätigen oder nicht bestätigen". Der Grund für die falschen Ergebnisse wurde in der Definition eines gewissen Schwellenwertes benannt, der zur Erkennung der neuen Variante bei PCR-Verfahren angegeben werden müsse. Dieser Wert wurde vom Labor zu hoch angenommen. Noch habe man nicht alle Proben sequenziert, ein Ergebnis wurde - wie bereits am Montag angekündigt - für Ende der Woche erwartet. Insgesamt handelt es sich um 2.004 Fälle in Tirol im Zeitraum 8. März bis 24. April 2021.
"Aus Sicherheitsgründen"
Elmar Rizzoli erklärte am Dienstag bei einer Pressekonferenz im Innsbrucker Landhaus, dass das Labor diese Schwellenwerte "aus Sicherheitsgründen eher hoch" angelegt hatte. Er verteidigte zudem das unter Beschuss geratene Labor. Es gebe Bestätigungen von Referenzinstituten, "dass dieses Labor hier hervorragende Leistungen erbracht hat", meinte er. Zudem sagte Rizzoli, dass die HG Pharma Mitte Jänner das erste Labor gewesen sei, das Mutationen in Tirol festgestellt habe. Rizzoli betonte zudem, dass es sich nicht um falsch positive Testergebnisse - also infiziert oder nicht infiziert - handle, sondern dass einfach die falsche Mutationsvariante angenommen wurde. Dies habe für die infizierten Menschen keine Auswirkungen gehabt.
Firma unter Beschuss
Der im Zuge der Abwicklung von PCR-Tests für das Land Tirol schwer unter Beschuss geratene Chef bzw. Gründer der Firma HG Pharma, Ralf Herwig, erwägt, das Handtuch zu werfen - also den noch bis Ende Juni laufenden Vertrag mit dem Land Tirol nicht mehr zu erfüllen. Es handle sich um eine "Rufmordkampagne" gegen seine Person bzw. sein Unternehmen - daher werde er in den kommenden Tagen entscheiden, ob er entsprechende Konsequenzen ziehe, sagte Herwig der APA.
"Sie können sich vorstellen, wie es mir geht", so der HG Pharma-Chef. Angesprochen auf die Vorwürfe gegen HG Pharma und seine Person erklärte der Urologe, er habe den Erklärungen des Landes vom Dienstag nichts mehr hinzuzufügen. "Ich bin davon überzeugt, dass alles in Ordnung war", meinte Herwig. Man befinde sich gerade in der Aufarbeitung, um Zweifel auszuräumen. Er stelle sich auch jeder Untersuchung und Erhebung seitens des Landes: "Ich bin komplett gläsern