In einem Pflegeheim in Kirchberg am Wechsel (Bezirk Neunkirchen) soll es zu groben Mängeln bei der Betreuung gekommen sein. Wie das Nachrichtenmagazin "profil" in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, listet ein 97-seitiges Gutachten zahlreiche Verfehlungen im Umgang mit den betagten Bewohnern auf.
Das Gutachten sei von einer Sachverständigen im Zuge einer mehrtägigen Inspektion im Februar in Reaktion auf Beschwerden von Mitarbeitern verfasst worden. Es kritisiert unter anderem die demnach falsche Einstufung der Pflegebedürftigkeit, Wundliegen, unprofessionellen Umgang mit Schmerzmitteln und mangelnde Aktivierung der Bewohner.
Fehlendes Personal
Hintergrund der aufgezeigten Missstände dürfte fehlendes Personal gewesen sein. Die Einrichtung habe zum Prüfungszeitpunkt so wenige Mitarbeiter gehabt, dass nicht einmal der vom Land Niederösterreich vorgeschriebene Mindestpersonalschlüssel erfüllt wurde, berichtete "profil". Laut dem Pflegeheimbetreiber sei die Mitarbeiterzahl inzwischen erhöht worden. Außerdem sei die Pflegedienstleitung ausgetauscht worden.
In der Abteilung Sanitäts- und Krankenanstaltenrecht des Landes Niederösterreich sehe man zwar Mängel, aber keine Missstände in dem Heim. Es sei keine Gefahr im Verzug und die Gesundheit der Heimbewohner keinesfalls gefährdet, betonte Abteilungsleiterin Elisabeth Kapral in der "Krone" (Donnerstag-Ausgabe). Man habe aber zahlreiche Verbesserungsvorschläge gemacht, von denen einige bereits umgesetzt seien.
Stellungnahme Pflegeheimbetreiber
In einer Stellungnahme am Samstagnachmittag betonte der Betreiber, dass man in umfassende Mitarbeiter-Schulungen und eine verstärkte Personalsuche investiere. Die Pflegevisiten sollen intensiviert und danach interdisziplinäre Fallbesprechungen durchgeführt werden. Außerdem sei seit 16. Februar ein Aufnahmestopp für neue Bewohner erfolgt. Man bedaure, dass das Haus in Kirchberg "offenbar nicht immer den hohen Qualitätsstandards des Unternehmens" entsprochen habe.
Die SPÖ Niederösterreich forderte angesichts des Falles in Kirchberg eine Übertragung der Pflege von privater in öffentliche und gemeinnützige Hand. "Es kann nicht sein, dass beim Personal zulasten der Pflegebedürftigen eingespart wird, um den maximalen Gewinn zu erzielen", kritisierte Gesundheitssprecherin Karin Scheele am Samstag in einer Aussendung. Die Gewerkschaften GPA und vida traten in einer gemeinsamen Aussendung für mehr Personal im Pflege- und Betreuungsbereich und bessere Arbeitsbedingungen ein.