Das Burgenland schert heute aus der Phalanx der östlichen Bundesländer aus und beendet den Lockdown. Man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, rechtfertigt Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil den Schritt. Das Burgenland habe bei der Sieben-Tages-Inzidenz und den Fallzahlen eine nahezu "perfekte Entwicklung" zu verzeichnen.
Tatsächlich weist das Burgenland seit Tagen die beste Sieben-Tage-Inzidenz bundesweit auf, am Wochenende waren es 131 Fälle auf 100.000 Einwohner. Bei der Belegung der Intensivstation bleibt das Burgenland mit einer Auslastung von 43 Prozent Österreichs Spitzenreiter.
Von 61 Betten waren am Wochenende 26 mit COVID-Patienten belegt, damit ist die systemkritischen Auslastung von 33 Prozent deutlich überschritten. Bekanntlich erfordern COVID-Patienten eine besonders hohen personellen, pflegerischen Aufwand, auch ist die Zahl der Herz-Lungenmaschinen begrenzt.
Doch das ist nur die halbe Wahrheit. In der jüngsten Sitzung der Corona-Kommission vergangenen Donnerstag wurde enthüllt, dass von den burgenländischen COVID-Patienten ein Viertel bis zu einem Drittel in Wiener Spitälern liegen.
Das geht aus den Protokollen, die der Kleinen Zeitung vorliegen, hervor. In der Sitzung machte der Vertreter der Stadt Wien deutlich, zu diesem Zeitpunkt seien elf Intensivpatienten aus dem Burgenland in Wien in Behandlung, auf Normalstationen lagen 110 Personen mit einem Hauptwohnsitz im Burgenland.
Burgenland weist Vorwurf zurück
In Eisenstadt reagiert man erbost auf die Anschuldigungen und weist den Vorwurf zurück. Im Gespräch mit der Kleinen Zeitung wird präzisiert, dass es in jüngster Zeit "keinen Covid-Transfer" nach Wien gegeben haben. Die 110 Burgenländer hätten einen Nebenwohnsitz in Wien. Aus internen Protokollen der burgenländischen Sanitätsbehörden geht allerdings deutlich hervor, dass Wien in diesem Kontext "massiv die Öffnungsschritte des Burgenland bemängle."