Bildungsminister Heinz Faßmann bewertet die Strategie der Antigen-Schnelltests an den Schulen als Erfolg: Rund 5000 dieser Tests waren bisher positiv, rund zwei Drittel davon wurden danach auch per PCR-Test bestätigt. "Das sind fast 3500 Kinder und Lehrer weniger, die Kinder und Kollegen anstecken können", so der Minister. Man erreiche so, dass geschätzt 10.000 weitere Personen, Väter, Mütter, Geschwister, entdeckt werden, die sich infiziert haben könnten. Dafür brauche es aber ein gutes Contact Tracing.
Künftig werde man, wie schon in der Ostregion Österreichs, auf regionale Maßnahmen setzen: Ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 400 in einer Region werden Schulen geschlossen (wenn dieser Anstieg nicht auf ein spezifisches Ereignis zurückzuführen ist). "Sinkt die Inzidenz dauerhaft ab, ist jedoch auch etwa eine Abkehr vom Schichtbetrieb ab der fünften Schulstufe möglich", sagte Faßmann am Donnerstag.
Sensiblere Tests für ältere Schüler
Wie es nach Ostern weitergeht? An den Schulen werden für Kinder ab der AHS-Unterstufe/Mittelschule demnächst neue Corona-Selbsttests eingesetzt. An den Volksschulen bleibt es bei den bisherigen Tests, auch die Testfrequenz (dreimal in der Woche an Volksschulen, zwei- bis dreimal an den anderen) ändert sich nicht. Diese Tests hätten eine höhere Sensibilität.
Parallel dazu werde er eine vierte und fünfte Monitoring-Studie ("Gurgelstudie" mit PCR-Auswertung) in Auftrag geben, bei denen österreichweit zufällig ausgewählte Schüler und Lehrer regelmäßig gurgeln. "Die Ergebnisse beruhigen mich", so der Minister: Man habe erkannt, dass durch die Teststrategie an den Schulen besonders Infektiöse "ins Netz gehen", die Dunkelziffer sei damit gesunken.
Nachbessern werde man bei den Anleitungen zur Anwendung der Tests: vorher Schnäuzen, mehr Mut beim Nasenabstrich, auch einen sehr dünnen Strich im Fall eines positiven Tests beachten, erklärte Faßmann.
Quarantäne auf 14 Tage ausgeweitet
Faßmann bekräftigte, dass "die Regionalisierung der Maßnahmen ein wesentlicher Punkt der Pandemiebekämpfung" sei. Zudem werde die Regelung der Kontaktpersonen bei einem positiven Fall in der Klasse verschärft: In diesem Fall gelten alle Schüler und Lehrer der Klasse künftig als Kontaktperson 1 (K1). Werde unter diesen K1 eine weitere Person positiv getestet, gehe die ganze Klasse in Quarantäne. Und diese werde von zehn auf 14 Tage ausgedehnt.
Die Virologin Monika Redlberger-Fritz von der MedUni Wien erklärte: "Es ist mittlerweile erwiesen, dass Kinder wichtige Glieder der Infektionsketten sind - sie tragen jedoch, anders als etwa bei der Influenza, nicht massiv zur Verbreitung bei." Der Grund sei, dass Kinder bei einer Covid-Erkrankung eher weniger Symptome zeigen.
"Wir wissen mittlerweile von den Nebenwirkungen, die Schulschließungen mit sich bringen: Bildungslücken entstehen, die Bildungsschere geht weiter auf, die Kinder betreiben zu wenig Sport und Bewegung, Kontaktbeschränkungen machen vor allem den Jugendlichen zu schaffen und führen zu Antriebslosigkeit, depressiven Verstimmungen bis hin zu suizidalen Überlegungen. Diese Effekte konnten wir mit den offenen Schulen dämpfen", erklärte Faßmann.
Warum man die Schulen offen halten konnte, trotz Virusmutation und steigenden Infektionszahlen? "Das Testen war es", so der Minister. "Wir testen zweimal in der Woche, in den Volksschulen nun sogar dreimal."
Das sei auch ein Grund, warum es vergleichsweise wenig Cluster an den Schulen gebe: 24 geschlossene Schulen von 5.800 und 282 Klassen in Quarantäne von rund 50.000 – sei nicht viel.
Distance Learning in Ostregion
Für die 456.000 Schüler in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland gibt es nun zum vierten Mal innerhalb eines Jahres Fernunterricht. Nach den Osterferien stehen von Dienstag bis Freitag wieder vier Tage Distance Learning auf dem Stundenplan. Anschließend sind großflächige PCR-Tests geplant - sie werden allerdings keine Zutrittsvoraussetzung für die Rückkehr in den Unterricht sein.
Die ersten drei Distance-Learning-Phasen gab es im vergangenen Frühjahr, dann im Herbst und schließlich zwischen Weihnachts- und Semesterferien. Ausgabe Nummer vier soll nur vier Tage dauern, so Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) bei einer Pressekonferenz am Mittwochabend.
Sonja Peitler-Hasewend