Nicht ausreichend - so beurteilt der Dachverband "Erneuerbare Energie Österreich" (EEÖ) die bisherigen Bemühungen in den Bundesländern zur Umsetzung der Klima- und Energieziele. Hintergrund sind die Pläne der Bundesregierung, Österreich bis 2030 zu 100 Prozent mit Strom aus erneuerbaren Quellen zu versorgen und bis 2040 zur Gänze klimaneutral zu machen. "Das ist aber nur machbar, wenn die Länder rasch in die Gänge kommen. Bisher geht es deutlich zu langsam", sagt EEÖ-Präsident Christoph Wagner.
Untermauert wird dieser Befund durch eine Studie der Österreichischen Energieagentur im Auftrag der EEÖ. Demnach sind etwa die geplanten Ausbaupotenziale beim Ökostrom von plus 27 Terawattstunden bis 2030 "von den Potenzialen her definitiv erreichbar", wie Studienautor Günter Pauritsch sagt. Vorausgesetzt allerdings, die Bundesländer, die die einzelnen Energieprojekte ja koordinieren und genehmigen müssen, ziehen voll mit. Bis dato bleiben aber schon die Energieziele der Länder hinter denen des Bundes zurück. "In Summe käme Österreich mit den neun Länderzielen bis 2030 auf einen Anteil von 39 Prozent erneuerbarer Energie", sagt EEÖ-Geschäftsführerin Martina Perchtl-Grundnig. Bislang hält Österreich bei rund 33 Prozent, vorgesehen wäre im Nationalen Energie- und Klimaplan (NEKP) bis 2030 aber ein Wert von 45 bis 50 Prozent.
Mehr Stromverbrauch als -erzeugung
Auch beim Strom ist der Aufholbedarf groß. Seit der Jahrtausendwende ist Österreich bei der elektirischen Energie Netto-Importeur, erzeugt also im Laufe eines Jahres weniger als es verbraucht. Nach Wien weist laut der Studie die Steiermark das größte Erzeugungsminus auf - im Schnitt der Jahre 2014 bis 2018 musste das stark von energieintensiver Industrie geprägte Land jährlich 3,2 Terawattstunden Strom importieren. Gleichzeitig aber weist die Studie für die Steiermark eines der größten realisierbaren Ausbaupotenziale für Fotovoltaik aus. Bundesweit sollen ja bis 2030 beim Sonnenstrom 11 Terawattstunden an Erzeugungskapazität dazugebaut werden. Nur 5,4 Terawattstunden davon sind laut der Studie auf Dächern, Deponie- und Verkehrsflächen realisierbar, der Rest müsse auf Freiflächen erfolgen, sagt Pauritsch.
Ähnlich groß sind mit plus 10 Terawattstunden die Zubaupläne bei der Windkraft. Auch hier seien die Länder gefordert. Kritik kommt diesbezüglich an der umstrittenen Windkraft-Standortverordnung in Kärnten. "Das ist ein internationales Unikum und muss auf alle Fälle geändert werden, wenn die Ziele erreicht werden sollen", sagt Stefan Moidl, Geschäftsführer des Branchenverbands IG Windkraft. Das meiste Zubaupotenzial für Windanlagen verortet die Studie in den bereits heute starken Windkraftländern Burgenland und Niederösterreich, gefolgt von der Steiermark.