Szenen wie aus einem schlechten Film spielten sich gestern in aller Früh in einer Wohnung in Salzburg-Schallmoos ab. Während die rund 60 Nachbarn in der Wohnsiedlung noch schliefen, stürmten Polizeibeamte eine Wohnung. Darin befanden sich eine Babysitterin, die der Ex-Mann der Wohnungsinhaberin kurzfristig für seine beiden Kinder geholt hatte, die Kleinkinder, erst sieben Monate und drei Jahre alt - und die Leiche deren Mutter. Die 22-jährige Rumänin war so gut versteckt, dass die Babysitterin nichts von ihrer Anwesenheit bemerkt hatte. Der Tatverdächtige hatte sie in die Bettlade gelegt.
Die junge Frau war mit mehreren Messerstichen in Oberkörper und Hals getötet worden. Unter Tatverdacht steht ihr Ehemann, von dem sie getrennt gelebt hatte. Der 26-jährige Serbe, gelernter Autoschlosser und zuletzt als Reinigungskraft tätig, hatte sich kurz nach der Tat selbst der Polizei gestellt. Er war in die Polizeiinspektion Hauptbahnhof gekommen und hatte angegeben, dass er seiner Frau etwas angetan hätte.
Zuvor hatte er noch eine Babysitterin angerufen, die schon öfters auf die beiden Kleinkinder geschaut hatte, und sie gebeten, sie möge sofort komme. Er müsse nämlich kurz weg. Das berichtet Polizeisprecherin Nina Laubichler.
Obwohl mit der anrückenden Polizei auch ein Rettungs- und Notarztteam eintraf, gab es für die 22-jährige Frau keine Hilfe mehr. Sie war bereits tot. Nach dem derzeitigen Ermittlungsstand soll er in der Nacht zum Montag auf Besuch in der Wohnung in Salzburg-Schallmoos gewesen sein. Tatwaffe war übrigens ein Küchenmesser des späteren Opfers.
Bei seiner Einvernahme am Montagnachmittag gab der Mann laut Polizei an, dass es wegen der bevorstehenden Scheidung zu einem Streit gekommen war. "Sie hat ihm die Tür geöffnet. Die Absicht, die Frau zu töten, hatte er dabei laut eigener Aussage noch nicht", so die Polizeisprecherin. Doch die Situation sei dann eskaliert.
Die beiden Kinder des Paares werden jetzt von den Großeltern betreut. Sie hatten geschlafen und dürften von der Tat nichts mitbekommen haben.
Mutmaßlicher Täter amtsbekannt
Der 26-jährige Tatverdächtige war erst am 24. Februar dieses Jahres am Landesgericht Salzburg verurteilt worden, weil er - neben weiteren Gewaltdelikten - seine junge Gattin laut rechtskräftigem Urteil von Februar 2018 an bis zum Dezember 2020 wiederholt misshandelt, regelmäßig geschlagen und auch gewürgt hatte, berichten die Salzburger Nachrichten. Wörtlich drohte er ihr demnach seit 2018 mehrfach, dass er sie "abschlachten" werde; es würde ihm "nichts ausmachen, ihr etwas anzutun" und sie "wie ein Hähnchen umzubringen". Der Serbe wurde dafür von einem Schöffengericht zu zwölf Monate teilbedingter Haft verurteilt. Zwei Monate davon sollte er im Gefängnis absitzen - außerdem erhielt er die gerichtliche Weisung, "jegliche Kontaktaufnahme zu seiner Ehefrau zu unterlassen."
Zu dem Prozess war es laut Salzburger Nachrichten wegen einer Familienfeier am Christtag des Vorjahres gekommen, bei der der 26-Jährige unter Alkoholeinfluss mit einem gezückten Taschenmesser auf den Bruder seiner Frau, deren Mutter und schließlich auch noch deren Vater losgegangen war. Die Verwandten konnten ihn schließlich mit vereinten Kräften auf den Balkon sperren und die Polizei holen. Seither saß der Mann in Untersuchungshaft - weswegen er bereits am Tag nach der Urteilsverkündung wieder in die Freiheit entlassen wurde.
Opferanwalt der Getöteten warnte
"Es ist fürchterlich, was nun geschehen ist", betonte Rechtsanwalt Bernhard Loimer, der beim Geschworenenprozess als Opferanwalt die 22-Jährige vertrat. "Der jetzt dringend mordverdächtige Ehemann wurde damals unter anderem genau deshalb verurteilt, weil er meiner Mandantin wiederholt damit gedroht hatte, dass er sie töten wird. Jetzt hat er seine Drohungen den Ermittlungen zufolge auf schreckliche Weise in die Tat umgesetzt."
Daniele Marcher