Er ist seit Wochen Zielpunkt der Kritik, der Coronaimpfstoff von Astrazeneca. Doch seit Todesfälle durch Thrombosen und Embolien aufgetreten sind, deren Zusammenhang mit der Impfung jedoch nicht bewiesen ist, sinkt unter den Österreichern die Bereitschaft sich damit impfen zu lassen massiv. Am Mittwoch haben Dänemark, Norwegen und Island die Impfungen mit AstraZeneca vorübergehend gestoppt, am Freitag folgte Thailand. Österreich will dennoch daran festhalten, wurde am Donnerstagabend noch betont.
Wie es mit der Impfstrategie jetzt weitergeht, darüber informierten der Sprecher von "Österreich impft", Tropenmediziner Herwig Kollaritsch, Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres, Ulrike Mursch-Edlmayr, Präsidentin der österreichischen Apothekerkammer und ÖGKV-Präsidentin Elisabeth Potzmann (österreichischer Gesundheits- und Krankenpflegeverband) bei einer Pressekonferenz im Bundeskanzleramt.
Drei Dinge sind Thema:
Die Zulassung des Vektorimpfstoffs Johnson & Johnson, der nur einmal angewendet werden muss und dann schon 80 Prozent Wirksamkeit hat - und auch zu 65 Prozent gegen die Südafrikamutation wirkt.
Studie aus Israel hat gezeigt, dass über 90 Prozent der asymptomatischen Infektionen nach Impfungen verhindert wurde.
Und vor allem Astrazeneca: Österreich folgt den Empfehlungen der Risikobewertung der europäischen Arzneimittelbehörde. Herwig Kolleritsch betonte: "Ist klar, dass weitere Untersuchungen laufen. Ist klar, dass wir erst in wenigen Wochen weitere Ergebnisse haben. Und es ist klar, dass es auch dann keine hundertprozentige Sicherheit geben wird!" Es gebe immer eine Nutzen-Risiko-Bewertung - "und diese sei noch immer hoch positiv." Es gibt 30 Fälle bei Millionen von verimpften Dosen.
"Man kann in der Medizin gar nichts ausschließen", antwortete auch Ärztekammerpräsident Szekeres. Doch ein Zusammenhang der einzelnen Fälle sei sehr unwahrscheinlich, da weltweit schon Millionen von Menschen geimpft seien.
Warum die Betroffenen von Embolien ausgerechnet Krankenschwestern sind, konnte ÖGKV-Präsidentin Elisabeth Potzmann nicht erklären: Studien laufen noch. Für Szekeres ist eine Erklärung: Thrombosen gibt es immer, jetzt ist vor allem das Gesundheitspersonal geimpft worden - daher wurden die Fälle beobachtet.
Auch Apotheken wollen informieren
Bei den Tests in Apotheken wurden laut Ulrike Mursch-Edlmayr 1500 asymptomatische Positive entdeckt. Bei den Gratis-Wohnzimmertests kann sie beruhigen: Es kommt Nachschub, schon am Wochenende werden die Apotheker die Großpackungen umportionieren.
Apothekerkammer informiert auch laufend die Apotheker zum aktuellen Stand der Wirkungen von Coronaimpfstoffen. "Pro Informationsveranstaltung nehmen rund 2000 Apotheker teil." Auch die Verteilung von Impfstoff zum Endverbraucher ist jetzt Thema der regionalen Apotheken.
Laut ÖGKV-Präsidentin Elisabeth Potzmann sind die Infektionen bei Bewohnern in Pflegeheimen aufgrund der Impfungen bereits stark rückläufig. Sie forderte sich die Pflegekräfte auf, sich impfen zu lassen.
Impfung einziger Weg aus Pandemie
Das betonte Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres. Es gibt 47.000 Ärzte in Österreich, davon 18.000 niedergelassene Ärzte - 7000 Kassenärzte. "Von denen waren 4000 sofort bereit beim Impfen mitzumachen." So könne man in kürzester Zeit sehr viele Menschen durchimpfen. Er hofft auf eine möglichst zeitnahe Lieferung von möglichst viel Impfstoff. "Es war klar, dass man nicht die ganze Welt sofort beliefern kann, aber ich bin schon ein bisschen enttäuscht von der Einkaufspolitik der EU", so Szekeres. An einen Besuch im Schanigarten glaubt er nicht, wenn die Infektionen weiter zu hochgehen. Ob es einen weiteren Lockdown geben wird, darauf wollte er sich nicht festlegen.
Daniele Marcher