Am Montag haben Innen- und Gesundheitsministerium den höchsten Montags-Coronavirus-Neuinfektionswert seit rund drei Monaten gemeldet. Innerhalb von 24 Stunden waren 1.910 weitere Infizierte hinzugekommen - bei deutlich weniger Tests, als im Wochenschnitt täglich durchgeführt wurden. Auf Intensivstationen mussten bereits 331 Covid-19-Erkrankte behandelt werden - so viele benötigten zuletzt vor mehr als sechs Wochen intensivmedizinische Betreuung.
Im Schnitt kamen in der vergangenen Woche täglich 2.304 Neuinfektionen hinzu. Mehr tägliche Neuinfektionen an einem Montag wurden zuletzt mit 2.588 neuen Fällen am 14. Dezember 2020 gemeldet. Seither waren es immer teils deutlich unter 2.000 neue Fälle. Die österreichweite Sieben-Tages-Inzidenz pro 100.000 Einwohner stieg am Montag bereits auf 181,2 an. 23.216 Menschen galten als bestätigte aktive Fälle. Innerhalb der vergangenen Woche meldeten die Behörden 16.131 Neuinfektionen.
Insgesamt benötigten am Montag österreichweit 1.522 Infizierte eine Behandlung im Krankenhaus. Im Vergleich zum Sonntag waren dies 75 Erkrankte mehr, innerhalb einer Woche stieg die Zahl um 13 Prozent. So mussten seit vergangenem Montag weitere 169 Covid-19-Erkrankte in Spitälern aufgenommen werden.
"Besorgniserregender Anstieg"
Auf den Intensiv-Stationen ist der Anstieg noch stärker bemerkbar. Die Zahl der Covid-19-Patienten auf "Intensiv" ist innerhalb von zwei Wochen um mehr als 23 Prozent gestiegen. Die Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) sprach daher am Montag von einem "besorgniserregenden Anstieg".
Die Dominanz der britischen Mutation spiele "zweifellos eine wichtige Rolle". "Die deutlich leichtere Übertragbarkeit von Mensch zu Mensch und die höhere Reproduktionszahl dieser Variante ist inzwischen durch wissenschaftliche Evidenz umfassend belegt", berichtete ÖGARI-Präsident Klaus Markstaller von MedUni Wien/AKH. "Bei Anhalten des aktuellen Trends sind wir sehr rasch wieder soweit, dass noch stärker in den Krisenmodus umgeschaltet werden muss: Also zum Beispiel durch das Verschieben von geplanten Operationen intensivmedizinische Kapazitäten freigemacht werden müssen."
Gewisse Operationen werden verschoben
In der "Nacht-ZiB" des ORF-Fernsehehen in der Nacht auf Dienstag sagte Markstaller, die Lage sei insofern dramatisch, weil "auch ohne Covid" prinzipiell alle Intensivbetten belegt wären. "Zehn Prozent aller Betten, das sind 200, weil 2.000 gibt es in Österreich, können wir kompensieren, weil es immer eine gewisse Pufferkapazität gibt, aber prinzipiell brauchen wir jedes Intensivbett, und wenn es jetzt gegen 300 sind und die Prognosen Richtung 400 zeigen, dann ist das dramatisch, weil wir dann andere Patienten nicht adäquat versorgen können."
Es werde niemand weggeschickt, präzisierte Markstaller in dem ZiB-Gespräch, "aber wir beginnen jetzt tatsächlich gewisse Operationen, gewisse Behandlungen zu verschieben, obwohl wir gerade dabei waren, diese aufzuarbeiten, die ja schon von der zweiten Welle her verschoben werden mussten." Aktuell fühle es sich an, "als ob sich eine dritte Welle jetzt aufbaut". Impfungen seien gewiss "der besten Weg", doch würde sich das bisher Erreichte auf die Intensivmedizin noch nicht auswirken. Bisher seien in Österreich vor allem Risikogruppen, die "Hochbetagten" geimpft worden, erinnerte Markstaller. "Das sind nicht primär die Patienten, die auf Intensivstationen gekommen wären."
Rückgang bei Südafrikafällen in Tirol
Die Lage hinsichtlich der südafrikanischen Corona-Variante in Tirol verbessert sich weiter: Die Zahl der aktiv positiven bestätigten Fälle und Verdachtsfälle nahm um fünf auf nunmehr 64 ab. In den vergangenen 24 Stunden kam laut Land kein weiterer Verdachtsfall hinzu, drei resultierten hingegen aus Nachmeldungen vom 5. März. Insgesamt stieg die Zahl der Infizierten im Bundesland um 24 auf 1.382 an.
Seit Sonntag kamen 116 neue positive Testergebnisse hinzu, gleichzeitig waren aber auch 92 weitere Menschen vom Virus genesen. Indes verstarb keine weitere Person mit oder an einer Covid-19-Erkrankung. Die meisten Infizierten verzeichnete der Bezirk Lienz mit 246, gefolgt von dem wegen der Südafrika-Mutante besonders im Fokus stehenden Bezirk Schwaz mit 215. In letzterem ging die Zahl der aktiv Positiven gegenüber dem Vortag um acht zurück. Am drittmeisten Covid-Fälle wies der Bezirk Kufstein mit 206 aus
Den 1.910 Neuinfektionen standen am Montag 1.880 neu Genesene gegenüber. Am Montag wurden allerdings deutlich weniger Testzahlen verzeichnet. Insgesamt wurden in den vergangenen 24 Stunden 122.080 PCR- und Antigenschnell-Tests eingemeldet. Davon waren 25.183 aussagekräftige PCR-Tests, die Positivrate lag bei 7,6 Prozent. Im Schnitt waren in der vergangenen Woche deutlich mehr - täglich 44.671 zuverlässliche PCR-Abstriche - untersucht worden, davon fielen 5,2 Prozent positiv aus.
Die Zahl der Toten stieg um 19 auf bereits 8.732 Menschen, die an oder mit Covid-19 gestorben sind. Innerhalb der vergangenen Woche wurden 158 Todesfälle registriert. Pro Tag kamen im Schnitt 22,6 weitere Tote hinzu. Pro 100.000 Einwohner sind seit Beginn der Pandemie 98,1 Menschen an oder mit Covid-19 gestorben. Seit Beginn der Pandemie haben sich in Österreich 476.980 Menschen nachweislich mit SARS-CoV-2 infiziert. 445.032 gelten als genesen.
Die meisten Neuinfektionen wurden seit Sonntag mit 583 in Wien gemeldet, in Niederösterreich waren es 475, in Oberösterreich 280 und in der Steiermark 262. Tirol verzeichnete 116 neu Infizierte, Salzburg 98, Kärnten 48 und das Burgenland 26. In Vorarlberg waren 22 Neuinfektionen hinzugekommen, so die Angaben der Behörden.