"Kinder und Jugendliche werden zu wenig gehört und miteingebunden, dabei tragen sie sehr viel mit", stellt Manuel Schabus, Psychologe an der Uni Salzburg, fest. Mit seinen Kollegen führt Schabus als Studienleiter derzeit eine groß angelegte Umfrage mit dem Titel "Jetzt sprichst du" unter den Betroffenen durch.
"Wir fragen zum Beispiel wie belastet die Jungen sind, was ihnen am meisten abgeht oder wie sehr sie sich selbst vom Virus bedroht fühlen", erklärt Schabus. Aus den bisherigen Rückmeldungen leitet er einen "alarmierenden Ausblick" ab: Die Teilnehmer würden die Schule vermissen, sich weniger bewegen und viel Zeit vor dem Handy oder dem Tablet verbringen. Besonders überrascht habe Schabus, dass bisher auch die optionalen Textfelder in der Umfrage vollgeschrieben wurden. "Das passiert normalerweise nie. Da stehen teilweise herzergreifende Geschichten drin. Es ist ein Wahnsinn, was sich da an Problemen aufgestaut hat und wie sehr die Kinder und Jugendlichen gehört werden wollen", so Schabus.
Handlungsempfehlungen: "Politik muss Auffangnetz bauen"
Seit etwa zwei Wochen läuft die Umfrage. Bereits innerhalb der ersten 48 Stunden hätten schon 1500 Betroffene teilgenommen. Aktuell liegt die Zahl der Teilnehmer bei 1800, das Ziel sind etwa 2500. Bis zum 10. März soll die Umfrage offen bleiben.
Aus den Ergebnissen der Studie wollen die Experten Handlungsempfehlungen für die Politik ableiten. "Die Politik ist gut beraten, wenn sie sich vorbereitet. Da wird etwas Großes auf sie zukommen", zeigt sich Schabus besorgt. Er weist darauf hin, dass psychische Krisen meist erst nach einer gewissen Zeit, etwa nach einem halben Jahr, für die Gesellschaft sichtbar sind und konkrete Auswirkungen haben.
Mögliche Schritte zur Prävention könnten der Ausbau des schulpsychologischen Angebots, der Krisentelefone und der Familienberatung sein. "Es muss ein Auffangnetz gebaut werden. Damit die Kinder gar nicht erst bei der Psychiatrie aufschlagen", sagt Schabus.