Nach einer grundlosen Gewaltattacke auf einen Obdachlosen ist ein 17-Jähriger am Freitag am Wiener Landesgericht wegen absichtlicher schwerer Körperverletzung verurteilt worden. Der Bursch hatte am 29. August 2020 am Gelände am Westbahnhof den schlafenden Mann geweckt, nach Wodka gebeten und mit einem Schlagring auf diesen eingedroschen, als er keinen Alkohol bekam.
"Sie haben Glück gehabt, er hätte auch tot sein können", gab nun Richterin Daniela Zwangsleitner dem 17-Jährigen zu bedenken. Nachdem er dem Mann mit dem Metallring mehrere Schläge versetzt hatte, trat er auch noch mit Füßen auf diesen ein. Das Opfer erlitt ein Schädel-Hirn-Trauma mit einer Rissquetschwunde und eine Gehirnblutung, und dass nicht mehr passierte, hatte er wohl einem Augenzeugen zu verdanken, der aus einiger Entfernung die Attacke mitbekam, sich näherte und den 17-Jährigen zum Aufhören aufforderte.
"Total schäbig"
"Ich habe es nicht mit Absicht gemacht", gab der bisher unbescholtene Angeklagte zu Protokoll. Er wisse nicht, was ihn dazu getrieben habe. Der Verteidiger verwies darauf, sein Mandant sei alkoholisiert gewesen und leide außerdem an ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung). Möglicherweise habe er "ein Blackout gehabt".
Der Obdachlose kam seiner Zeugenladung nicht nach. "Er hat nicht ein Mal eine Meldeadresse. Das finde ich total schäbig, dass man gerade auf die Schwächsten der Gesellschaft losgeht", bemerkte die Richterin. Im Hinblick auf das Geständnis, seine bisherige Unbescholtenheit und sein jugendliches Alter kam der Bursch mit eineinhalb Jahren Haft auf Bewährung davon. Zusätzlich wurde Bewährungshilfe angeordnet. Das Urteil ist rechtskräftig.