Jedem das Seine
Was für manche heute als Ausdruck von Toleranz gelten könnte, prangte einst in großen Lettern über dem Eingang des Konzentrationslager Buchenwald. 250 000 Gefangene waren zwischen 1937 und 1945 in dem Lager – politische Gegner des Regimes, Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle sowie sowjetische Soldaten. 56 000 von ihnen wurden im Lager getötet. In den 1990er Jahren warben verschiedenste Firmen, ungeachtet seiner Historie, mit dem Slogan. Darunter Nokia, Rewe, Microsoft, Burger King, die Deutsche Telekom. Auch Esso und Tchibo lehnten eine groß angelegte Werbeaktion für Kaffee an Tankstellen an den Spruch an. Ursprünglich war Jedem das Seine (suum cuique) ein Prinzip in der antiken philosophischen Theorie, das besonders im Kontext von Verteilungsgerechtigkeit verwendet wurde. Erst später wurde das Prinzip ad absurdum geführt, ganz nach dem zynischen Motto: Die Insassen bekommen, was sie verdient haben.
Lügenpresse
Ein Begriff, der besonders in rechtsradikalen und verschwörungstheoretischen Kreisen in Zeiten von Corona wieder Anklang findet. Auch dieser Begriff wurde in der NS Zeit verwendet um Kriegsgegner als Lügner zu diffamieren. Der Begriff war ein beliebtes Instrument in der Werkzeugkiste der nationalsozialistischen Propaganda. Nicht selten wurden auch jüdische Menschen als angebliche Hintermänner der Medien herbeikonstruiert.
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Durch den Rost gefallen
Diese Redewendung ist fest im österreichischen Sprachschatz verankert. Während sie nicht aus der Nazizeit stammt, fand sie doch auch dort Anwendung. Man sprach auch im Kontext der Kohleknappheit im ersten Weltkrieg von verheizbarem Kleinmaterial, das „durch den Rost“ gefallen sei. In der NS Zeit soll die Phrase dann abgewandelt und auf die jüdische Bevölkerung gemünzt worden sein. So soll es bei einem Angriff auf einen Rabbiner geheißen haben, dass er „Hitler durch den Rost gefallen“ sei. Durch die Verbrennung von Opfern, erhielt die Redewendung eine neue, grausame Bedeutung.
Letztes Jahr sorgte Kabarettist Lukas Resetarits im Netz für hitzige Debatten, nachdem er den Begriff in einem Interview mit Armin Wolf unreflektiert verwendete.
Sonderbehandlung
Dass auch dieser Begriff sich zur NS Zeit größter Beliebtheit erfreute, wird viele überraschen. Das Wort Sonderbehandlung war ein Codewort für die Tötung von Oppositionellen und Menschen, die in den Augen der Nazis einer „minderwertigen Rasse“ angehörten.
Bis zur Vergasung
Dieser Begriff sollte eigentlich keiner Erklärung bedürfen. Er bezieht sich auf die unzähligen Opfer, die mit dem Ungeziefervertilgungsmittel Zyklon-B ermordet wurden. Opfer, denen man vortäuschte, sie zum Duschen zu schicken, doch in Wahrheit schickte man sie in einen perfiden, orchestrierten und durchorganisierten Tod.
Arbeit macht frei
Auch dieser Spruch prangte über Eingangstoren gleich mehrerer Konzentrationslager, das bekannteste unter ihnen Ausschwitz. Die Lettern waren stets nach Außen gerichtet und galten als Legitimation gegenüber der Bevölkerung. Heute wissen wir, dass dies eine Verhöhnung der Opfer in den Arbeitslagern war, die sich natürlich nicht durch harte Arbeit ihre Freiheit zurück erkämpfen konnten, sondern an ihr starben und gezielt von Faschisten ermordet wurden.
Larissa Eberhardt