Parkplätze von Rodelbahnen sind jedes Wochenende prall gefüllt, Schulen und Kindergärten sind geschlossen, aber dennoch gut besucht. Mehrere Mobilitätsanalysen bestätigen jetzt den Eindruck, dass zurzeit trotz Lockdowns mehr Menschen unterwegs sind als Mitte März. Ein Team des Complexity Science Hubs Vienna (CSH) hat anhand von Mobilfunkdaten die Mobilität seit Ausbruch der Pandemie untersucht. Demnach reduzierte sich die allgemeine Mobilität im ersten Lockdown je nach Bundesland um bis zu 80 Prozent. Der zweite Lockdown ab Mitte November schaffte eine Reduktion um maximal die Hälfte. Im mittlerweile dritten Lockwown ging die Mobilität der Österreicher nur noch um höchstens 40 Prozent zurück. In Kärnten sind mittlerweile fast gleich viele Menschen unterwegs wie vor Weihnachten.


Auch in der Steiermark gab es im ersten Lockdown (ab 16.3.) eine Bewegungsreduktion um 72 Prozent, im zweiten (ab 17.11.) waren es 44 Prozent weniger und im dritten (ab 26.12.) wurde nur noch eine Reduktion um 22 Prozent festgestellt. Und selbst hier muss man relativieren: „Ein großer Teil der Bewegungsreduktion rund um den Jahreswechsel kann auf die normale reduzierte Mobilität wahrend der Feiertage zurückgeführt werden“, sagt Komplexitätsforscher Peter Klimek vom CSH.


Die Daten zeigen außerdem ein starkes West-Ost-Gefälle. In Vorarlberg, Tirol und Salzburg bewegen sich die Menschen weit mehr als etwa in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland. Jedoch müsse man urbane Räume berücksichtigen, erklärt Michael Cik von Invenium. Das Spin-Off der TU Graz erstellt Bewegungsstromanalysen gemeinsam mit Mobilfunker A1. Als „mobil“ gilt dabei jemand, der sich mehr als einen Kilometer weg von seinem Wohnort bewegt. „Wenn ich am Land wohne, finde ich kritische Infrastruktur nicht vor der Haustüre und muss gewisse Wege machen“, so Cik. Gut erkennbar sei der Unterschied zwischen Lockdown 1 und 3 auch an belebten Plätzen (siehe Grafik). So waren in der Grazer Innenstadt vor Corona etwa 60.000 an einem Tag in unterwegs. Im Lockdown 1 waren es dann nur mehr 7500, mittlerweile würden sich wieder 27.000 Menschen in der Innenstadt bewegen.


Ob sich die Mobilität direkt auf das Infektionsgeschehen auswirkt, können man mit diesen Daten allerdings nicht sagen: „Unsere Analyse löst nicht auf, ob es zu mehr oder weniger Sozialkontakten kam, geschweige denn, ob die Kontakte mit oder Masken erfolgten“, so Klimek.