Nein, E.T. und Co. sind nicht gemeint, wenn vom Alien des Jahres die Rede ist. Es handelt sich um den tierischen Ankömmling des Jahres, das Neutier, zu dem heuer der Asiatische Harlekin-Marienkäfer ausgewählt wurde.
Alle Jahre wieder suchen Experten vor Jahresbeginn und auch noch im Laufe des Jahres Tier- und Pflanzenarten aus, die in den Blickpunkt gestellt werden sollen. „Die Initiative ist total auf Bewusstseinsbildung ausgerichtet“, betont Dagmar Breschar vom Naturschutzbund Österreich. Ziel der „Natur des Jahres“ sei es, verschiedene Arten auf einfache Weise vorzustellen, Interesse zu wecken für die Natur. „Gleichzeitig sind viele Arten auch Botschafter für Themen, die Blume des Jahres 2021, der Große Wiesenknopf, steht für Feuchtwiesen, die immer weniger werden“, betont Breschar. Die Infos kommen bei der Bevölkerung laut Naturschutzbund ausgesprochen gut an, was die vielen Rückmeldungen zeigen.
Die Initiative „Natur des Jahres“ gibt es in Deutschland bereits seit 1970, als der Graureiher zum Vogel des Jahres gewählt wurde. Mehrere Jahre lang galten die in Deutschland ausgesuchten Tierarten auch für Österreich. Bis man Mitte der 1990er-Jahre damit begann, für Österreich – zumindest fallweise – eigene Arten zu bestimmen. „Der Naturschutzbund war die erste Organisation, die mit einem Insekt des Jahres, dem Wiener Nachtpfauenauge, damit begann“, weiß Dagmar Breschar zu berichten.
Aus einem Schmetterling wurde mittlerweile ein ganzes Konvolut an Tieren und Pflanzen, die von einem ganzen Gremium an Organisationen alljährlich ausgewählt werden. Eine genaue Anzahl von Kategorien gibt es nicht, da werde je nach Bedarf gehandelt. Doch neben dem Naturschutzbund arbeiten bei der Auswahl derzeit mit: BirdLife Österreich, Batlife Europe, die Österreichische Mykologische Gesellschaft (für Pilze), die Österreichische Gesellschaft für Herpetologie (für Reptilien), die Arge Streuobst, die Arche Austria (Verein zur Erhaltung seltener Nutztierrassen), das Naturhistorische Museum Wien, die Arachnologische Gesellschaft (für Spinnen), der Fischereiverbund, die Österreichische Entomologische Gesellschaft (für Insekten) und die Malakologen (für Weichtiere) der Universität Salzburg.
Warum Österreich seit Jahren sich nicht an Deutschland orientiert, sondern seine eigene „Natur des Jahres“ bestimmt, liegt auf der Hand. „Regionale Besonderheiten sind für die Wahl ausschlaggebend. Dabei geht es aber nicht immer nur um regional vorkommende Arten, sondern auch um regionale Gefährdungen oder Aktualität“, erklärt Naturschutzbund-Sprecherin Dagmar Breschar. Deshalb könne es schon vorkommen, dass ein und dasselbe Tier in Österreich das Tier des Jahres ist und ein paar Jahre später dann in Deutschland oder der Schweiz.
Bestes Beispiel dafür ist der Wolf: Bereits 2003 war er in Deutschland das Tier des Jahres, 2017 dann auch bei uns in Österreich. „Das war der Aktualität geschuldet.“ Denn damals tauchte er wieder und gleich vermehrt in den österreichischen Wäldern auf.
Daniele Marcher