Die Hoffnungen der Bundesregierung bei der Corona-Impfung lassen sich aktuell nur schwer mit der Realität synchronisieren: Gestern wurde verlautbart, dass AstraZeneca – die europäische Zulassung steht erst bevor – noch im ersten Quartal zwei Millionen Impfungen nach Österreich liefern könne.
Auf Anfrage der Kleinen Zeitung wurden die angekündigten zwei Millionen Impfungen von AstraZeneca nicht bestätigt.
Offiziell heißt es nun in Bezug auf das ganze Jahr 2021: „Im Rahmen des Gesamtvertrages zwischen der Europäischen Kommission und den Ländern der EU wurde die Lieferung von rund sechs Millionen Dosen für Österreich vereinbart. Es sind alle Vorkehrungen getroffen, um, sobald die Zulassung erteilt wird, diese Vereinbarung seitens AstraZeneca zu erfüllen.“
Warum die Bundesregierung auf AstraZeneca hofft, ist klar: Der Impfstoff ist einfacher zu handhaben und ein entscheidender Baustein in Österreichs Impfstrategie. In einigen Ländern hat der Impfstoff bereits die Zulassung.
Offen beim europäischen Prüfverfahren bleibt, ob der Impfstoff von AstraZeneca einer Altersbeschränkung unterliegen wird, da in Studiengruppen nur ein geringer Prozentsatz von Personen über 55 Jahre alt gewesen sein soll.
Kommt eine Altersbeschränkung, wird Österreich nicht umhinkommen, die Impfstrategie neu aufzusetzen. Denn die Kontingente von Biontech/Pfizer sind für jedes Bundesland fixiert und nicht so rasch aufzustocken. Der dritte Impfstoff von Moderna läuft erst an. Und die vorhandenen Impfungen reichen nicht, um Ankündigungen (Impfungen für 80 plus, Ärzte, medizinisches Personal etc.) zeitnah umzusetzen.
Aufgrund massiver Umbauten an Produktionsstandorten muss Pfizer/Biontech die Lieferkapazitäten vorerst sogar einschränken. War von 40 Prozent weniger Impfstoffen die Rede, spricht man jetzt von 20 Prozent.
Auswirkungen? Weniger Erstimpfungen oder der Stopp von Erstimpfungen, um Impfstoffe zu sammeln, damit man die notwendige zweite Impfung durchführen kann.
Pfizer/Biontech kann die Impfstoffproduktion für Europa offensichtlich nicht an anderen Standorten ausgleichen. Man verspricht aber: „Ab der Woche vom 25. Januar werden wir wieder zum ursprünglichen Zeitplan für die Lieferungen in die Europäische Union zurückkehren und die Auslieferungen ab der Woche vom 15. Februar erhöhen, sodass wir in der Lage sein werden, die volle zugesagte Menge an Impfstoffdosen im ersten Quartal und deutlich mehr im zweiten Quartal zu liefern.“
Durch die Ankündigungen der Bundesregierung ist die Politik unter Druck geraten. Dazu kommt, dass Bundesländer unterschiedliche Strategien und Anmeldesysteme gewählt haben. Derzeit bleibt es äußerst schwierig abzuschätzen, wann jeder, der sich angemeldet hat, tatsächlich geimpft werden kann.
Didi Hubmann