Offene Waffenläden, geschlossene Buchhandlungen, Abholservices nur für die Gastronomie und Supermärkte, die ihr Sortiment nicht beschränken wollen, sorgen diese Woche für Unmut.
Adventkranz Lieferservice
„Viele Kunden waren sehr nervös und haben Panik bekommen, woher sie ihre Kränze und Gestecke jetzt bekommen“, sagt Elisabeth Lippe. Sie und ihr Mann betreiben schon in vierter Generation einen kleinen Blumenkiosk am Stadtpark. Derzeit sind sie beide im „Homeoffice“, wo sie auf Bestellung Blumensträuße und Adventkränze binden und ausliefern. Dass ihr Kiosk, bei dem ohnehin alles im Freien stattfindet, geschlossen bleiben muss, findet Frau Lippe schade. „Adventszeit ist die Hauptzeit für uns. Außerdem ist auch das Weihnachtsgeld für Angestellte auszuzahlen.“
Großer Unmut über Kranzverkauf im Supermarkt
Ähnlich wie das Ehepaar Lippe haben mittlerweile viele Floristen auf ein Lieferservice umgestellt. Dass aber auch Supermärkte trotzdem weiter Gestecke und Adventkränze verkaufen, sorgt unter Floristen für großen Unmut: „Der Lebensmittelhandel hat ohnehin ein Umsatzplus und dann haben sie es auch noch notwendig, denen, die eh schon hinten und vorne kämpfen etwas wegzunehmen. Es wäre eine Sache des Anstandes“, sagt Angelika Laager, die ein Blumengeschäft in der Garnisongasse im 9. Bezirk betreibt. Als Mitglied der Floristen-Innung der WKW bekommt sie die vielen Beschwerden ihrer Kolleginnen und Kollegen mit.
Lieferung auf den Gehsteig
Auch, dass eine Selbstabholung von vorbestellter Ware verboten ist, erschwert Floristen ihre Arbeit. Angelika Laager liefert ihre Bestellungen deshalb auf Wunsch unter anderem vor die Bäckerei auf der gegenüberliegenden Straßenseite. „Man muss kreativ sein!“ Als großes Kapital im zweiten Lockdown stellte sich auch das detaillierte Auftragsbuch des Vorjahres heraus: „Wir haben alle Kunden der Reihe nach durchtelefoniert, viele haben auf diesem Weg gleich ihre Adventkränze bestellt, die je nach Wunsch und Maß spezialangefertigt werden.“
Kreative Lösungsansätze
Wesentlich schwerer haben es Floristen, die auf Laufkundschaft angewiesen sind. Einige haben ganz geschlossen, ein Aufsperren wäre nicht kostendeckend. Andere, wie etwa der Betreiber von Space Flowers in der Praterstaße, verkauft neben Blumen jetzt auch Obst und Gemüse, um offen haben zu dürfen. „Uns geht’s leider schlecht, wir hatten seit vorgestern zwei Bestellungen, dabei liefere ich sogar gratis.“
Kreativ müssen auch Event-Floristen sein. Nach Hochzeiten und Kongressen fallen heuer wohl auch Weihnachtsfeiern aus. „Ich hätte mir gewünscht, dass wir als Zulieferer, die seit Monaten kaum Aufträge haben, mehr beachtet werden. Das ist für mich unverständlich“, sagt Emil Doll von „Doll’s Blumen“. Sein Team ist von rund 20 Personen vor Corona auf 13 Mitarbeiter geschrumpft. Mit dem 60-Prozent-Umsatz-Ersatz, die das Blumengeschäft aller Voraussicht nach bekommen sollte, und dem Online-Shop komme man aber gut über die Runden.
DIY Adventkränze
Auch Doll erhofft sich vom Adventkranzgeschäft den dringend benötigten Umsatz. Er setzt dabei auf Do-it-yourself-Pakete, die man sich selbst online zusammenstellen kann. Alles Nötige zum Selberbasteln wird dann direkt vor die Haustüre geliefert – teils mit dem Auto, teils auch mit einem Fahrradboten. Auf der Website und dem Instagram-Kanal des Geschäfts gibt es dann Video-Inspiration und Anleitungen. Alternativ können auch bereits geschmückte Kränze geordert werden, Maßanfertigungen gibt es heuer erstmals keine. Die Unsicherheiten, ob überhaupt gearbeitet werden darf und ob Lieferketten halten, sei zu groß gewesen. So oder so gibt es Entwarnung: Jeder bekommt heuer einen Adventkranz und niemand muss ihn im Supermarkt kaufen.
Ambra Schuster