Drei Freunde des Attentäters von Wien sollen im August nach Hanau in Deutschland gereist sein - gut zwei Wochen, nachdem sie zwei deutsche Islamisten in Wien empfangen hatten. Das berichtete das Nachrichtenmagazin "Profil" am Samstag vorab. Der Attentäter war demnach nach Überzeugung der Ermittler Teil eines radikal-islamistischen Netzwerks und stand mit zumindest fünf Deutschen in Kontakt, die am Radar des dortigen Verfassungsschutzes stehen.
Die Deutschland-Reise seiner Freunde von 5. bis 6. August 2020 soll laut Justizakten dazu gedient haben, sich "im Vorfeld der Tat mit anderen Mitgliedern der Gruppe zu besprechen", schreibt "Profil". Alle drei türkischstämmigen Freunde des Attentäters, die nach Hanau reisten, sind aktuell in Haft. Einer von ihnen ist jener 22-Jährige, der 2018 versucht hatte, mit dem späteren Attentäter zum IS nach Syrien zu gelangen. Er soll eine Bekannte in Hanau haben, gab ein Mitbeschuldigter zu Protokoll. Sie zu besuchen, sei der alleinige Grund für die Reise gewesen.
SMS als Auslöser?
Nicht kommentieren wollte die Polizei einen Bericht der "Kronen Zeitung" (Samstagsausgabe), wonach eine SMS den Terroranschlag des Täters ausgelöst haben soll. Die Zeitung berichtete in Bezug auf "Parlamentskreise", dass der Täter selbst zwei Tage vor dem Anschlag per Handy den Notruf anrief, um einen Einbruch in seinem Keller zu melden. Die Polizei nahm die Anzeige routinemäßig auf, aber vorerst passierte nichts. Der Mobilfunk-Anbieter schickte dann laut "Krone" - wie im Telekomgesetz vorgesehen - am 2. November kurz vor der Tat eine SMS mit folgendem Inhalt: "Ihre Rufnummer wurde im Zuge eines Notfalls lokalisiert und die Standortdaten an die Leitstelle LPD Wien übermittelt".
Dies, so folgerte die Zeitung, dürfte den Islamisten in Panik versetzt haben, da er glaubte wegen seiner Waffenkäufe aufgeflogen zu sein. Seitens der Polizei hieß es auf APA-Anfrage, dass "momentan aufgrund ermittlungstaktischer Gründe keine näheren Details bekanntgeben oder bestätigt werden können". Neue Erkenntnisse würden umgehen kommuniziert werden.
Trotz der Diskussion um Behördenpannen vor dem Anschlag mit vier Todesopfern am 2. November hat Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) offenbar Rückhalt in der Bevölkerung: Laut einer vom Meinungsforschungsinstitut Unique research für "Profil" durchgeführten Umfrage (503 Befragte, 4,4 Prozent Schwankungsbreite) sind 59 Prozent der Österreicher der Meinung, Nehammer sollte im Amt bleiben und die Aufklärung der Tat sowie die Reform der Sicherheitsbehörden betreiben. 29 Prozent legen ihm den Rückzug nahe.