Maya L.* ist Mittwochabend, als wir mit ihr sprechen können, wieder in ihrer Wohnung direkt am Wiener Schwedenplatz. Sie erlebte den Anschlag am Montag direkt vor ihrem Fenster mit. Nur durch einen glücklichen Zufall stand die Architekturstudentin im Moment, als die Schüsse fielen, oben in ihrer Wohnung und nicht unten auf der Straße. "Ich war eigentlich mit einer Freundin verabredet, um einen Kaffee zu trinken", erzählt sie. "Ich studiere Architektur und bin vor einem Monat von meinen Eltern hier in die Wohnung gezogen. Kurz bevor ich loswollte, hat es geklingelt und zwei Freundinnen von mir haben mich mit Geschenken zum Einzug überrascht. Deswegen bin ich nicht rausgegangen." Etwa fünf Minuten später hörte Maya die ersten Schüsse draußen auf der Straße. In einer Sprachnachricht beschreibt sie ihre Empfindungen in dem Moment, als sie oben am Fenster die Tat verfolgte.
So erlebte Maya den Anschlag:
Direkt nach der Tat habe sie sich nicht getraut allein über die Straße zu gehen. Ihre Mutter holte sie mit dem Auto ab. "Das sind eigentlich zu Fuß nur vier Minuten, aber ich habe mich einfach nicht sicher gefühlt." Mittlerweile ist Maya L. wieder in ihrer Wohnung. "Ich glaube, die Sache hat mich mehr mitgenommen, als ich zuerst dachte. Jetzt muss ich einfach wieder in meinen normalen Rhythmus kommen. Es bleibt auf jeden Fall ein sehr komisches Gefühl, besonders, wenn man die vielen Polizisten auf der Straße sieht. Die Atmosphäre ist sehr angespannt. Ich bin auf jeden Fall einfach nur froh, dass ich an dem Abend nicht aus dieser Tür gegangen bin."
(*Name der Redaktion bekannt)
Larissa Eberhardt