"Eine derartig tragische Handlung der Mutter macht betroffen und war nicht vorhersehbar“, sagte die Sprecherin der Wiener Kinder- und Jugendhilfe nach einer Tat, die viele Fragen aufwirft. Eine 31-Jährige aus Nepal soll in Wien-Donaustadt ihre drei kleinen Kinder getötet haben. Nach einem Suizidversuch meldete sich die Frau über den Notruf und gestand die Tat. Der acht Monate alte Bub sowie die drei und neun Jahre alten Mädchen starben laut vorläufigen Angaben der Gerichtsmedizin durch Ersticken. Um das Leben der Ältesten kämpften Ärzte noch rund eine Stunde. Dem Vater überbrachten Ermittler die Schreckensnachricht an seinem Arbeitsplatz in einem Lokal.


Die Hintergründe der Tat könnten „in Eheproblemen und Familienproblemen“ zu suchen sein, sagte Polizeisprecher Paul Eidenberger. In der Familie, die schon jahrelang in Österreich lebt, war es vor einigen Wochen zu einem heftigen Streit mit gegenseitiger Körperverletzung gekommen, der mit einer Wegweisung des 44-Jährigen endete. Eine Trennung oder Scheidung stand offenbar im Raum. Die 31-Jährige soll befürchtet haben, in diesem Fall die Kinder zu verlieren.

Fall war bekannt


Daher ist der Fall auch der Wiener Kinder- und Jugendhilfe seit zwei Wochen bekannt. Bei Wegweisungen wird standardmäßig eine sogenannte Gefährdungsabklärung begonnen. „Im Zuge dieses Verfahrens gab es mit den Eltern und den Kindern sowie mit der Schule und der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie persönliche und telefonische Kontakte. Es zeigten sich bei den Eltern Beziehungsprobleme“, so die Sprecherin. Eine Gefährdung der Kinder „war bei den Kontakten nicht absehbar“.

Anzeichen für eine derartige Tat seien schwer zu erkennen, erklärt auch Adele Lassenberger, Vorsitzende der österreichischen Kinderschutzzentren. Man müsse vorsichtig bei den Gründen und Motiven sein. Es gebe häufig „eine subjektive Wahrnehmung der Mütter, vermeidliches Leid von den Kindern abzuwenden“, sagt Lassenberger. Die Mütter würden denken, sie könnten die Kinder nicht mehr versorgen und auch sonst könne es niemand. „Wenn man merkt, dass jemand nicht mehr zurechtkommt und sich in Isolation begibt, können dies Warnzeichen sein“, sagt die klinische Psychologin. Aus falsch verstandener Zurückhaltung komme es oft dazu, dass Nachbarn oder Angehörige darauf verzichten würden, Hilfe zu verständigen oder eine Meldung zu machen. „Es braucht mehr Zivilcourage und Vertrauen in das System. Wir haben gute Hilfsangebote. Wichtig ist, dass Betroffene auch dort landen. Deswegen mein Appell: Es ist keine Schande, sich Hilfe zu holen“, sagt Lassenberger.